Detektivin in der Religion

Ein Gastbeitrag von  Elisabeth Mariam Müller

Frauen haben zu schweigen, wenn es um den Islam geht. Damit will darf man sich nicht abfinden: “Frauen wollen Muslima sein und sich trotzdem emanzipieren, sie möchten selber bestimmen, was sie glauben. In keiner Sure steht, dass Frauen Schleier tragen müssen, die meisten Regeln zur Unterdrückung der Frauen sind im Lauf der Jahrhunderte von den – ausschließlich männlichen – islamischen Theologen in den Koran hineingeschmuggelt worden.

Die muslimischen Frauen werden durch Fehlinterpretationen, angeblich authentische Texte und falsche Übersetzungen unterdrückt.

„Lies“, das war die erste Aufforderung, die der Engel Gabriel unserem Propheten, Friede und Heil auf ihn, befahl. Lies, heißt benutze deinen Verstand und mehre dein Wissen, auch eine Kernaussage im Koran.Was wissen muslimische Jugendliche über den Islam, fragt Lamya Kaddor in ihrem Buch: „muslimisch-weiblich-deutsch“.Ich frage, was wissen die meisten Muslime über ihre Religion, oder anders gefragt, hinterfragen die meisten Muslime ihre Religion? Können sie unterscheiden zwischen Tradition und Religion? Ein Mensch, der zum Islam konvertiert ist, hat es nicht leicht, sobald er sich in der muslimischen Community outet, versuchen vielerlei Gruppen, ihn einzuvernehmen. Die Gefahr ist groß, dass man in fundamentalistischen Gruppen gerät und auf falsche Spuren gelenkt wird. Ein Rat ist, dass man immer wieder, Aussagen überprüft. Inhalte von Hadithe überprüft, ob sie mit dem Koran übereinstimmen und dem Leben des Propheten. Je mehr man Detektiv spielt umso mehr lernt man über seine Religion. Die Auseinandersetzung mit seiner Religion sind auch in vielen Aufsätzen zu lesen, zum Beispiel auch die Aussagen von Rabeya Müller und Luise Becker, die sich gerade mit dem Thema „Frauen im Islam“ beschäftigten. Man wird als neue Muslima mit diesem Thema immer wieder konfrontiert und viele Fragen gestellt. Das ist nicht immer ganz einfach, aber mit einer Portion Neugier kann man eigentlich ein guter Detektiv werden, und feststellen, dass der Islam eine moderne Religion ist, davon wird man mehr und mehr überzeugt. Viele Bücher über den Islam lesen, sie mit der notwendigen Einstellung, diese Bücher auf sich wirken lassen, tut ein Übriges. Gerade das Thema Frauen im Islam ist spannend. Wie auch in den beiden anderen abrahamitischen Religionen ist der Koran und auch die Auslegung von Männern vorgenommen worden, die ihre patriarchalischen Grundeinstellungen nicht widerlegen wollten. Das wirkt sich bis heute aus. In den Zeiten als unser Prophet lebte, hatten die Frauen kaum Rechte, es dominierte der Mann über die Familie und Gesellschaft. Der Prophet hat den Frauen in vielen Bereichen auf einen anderen Stand gestellt. Nach dem Tod unseres Propheten hat man aber genau das Gegenteil davon unternommen, was der Prophet gelehrt hat und die Rechte der Frauen, die der Koran und der Prophet ihnen verliehen hatte, wieder außer Kraft gesetzt. Mit vielen Lügen, falschen Hadithen hat man die frauenfeindlichen, vorislamischen und heidnischen Gebräuche wieder zum Bestandteil der Religion gemacht. Man hat auch den Sinn von Verse des Korans entstellt, und nahm unter Kommentaren Ergänzungen und Falschinterpretationen vor. Dies wird nicht so einfach zurück zu schrauben sein, denn was sich in Jahrhunderten in den Köpfen fest gesetzt hat, kann man nicht auf einmal weg bekommen. Dazu kommt, dass die Herren, dies auch gar nicht wollen, sie sägen doch nicht den Ast ab, auf dem sie so patriarchalisch sitzen können.

Sure 4: O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer) Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Allah wacht über euch. (1)

Durch Hadithe wurde aus diesem Vers, eine Besserstellung des Mannes.

Zum Beispiel, das Recht auf Scheidung. Beide haben das gleiche Recht, die Ehe zu beenden, der Koran kennt nur die Unverträglichkeit einer Scheidung. Ebenso das Recht des Mannes eine Frau zu schlagen. Auch hier ist eine Uminterpretation vorgenommen worden, das Wort „darb“ hat im Arabischen rund 20 verschiedene Bedeutungen, interpretiert wurde es mit „schlagen“, was aber im ganzen Koran in der Form gegen die Frauen nicht zu finden ist und auch das Leben von Mohammed sagt das Gegenteil. Man kann diesen Wort auch auslegen, wenn es zum Streit kommt, „einen anderen Weg einschlagen“ oder sich einmal für eine Zeit trennen, so wie es der Prophet gemacht hat, als man Aischa der Untreue beschuldigte.

An-Nisa

Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor, weil Allah die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und weil sie von ihrem Vermögen hingeben. Darum sind tugendhafte Frauen die Gehorsamen und diejenigen, die (ihrer Gatten) Geheimnisse mit Allahs Hilfe wahren. Und jene, deren Widerspenstigkeit ihr befürchtet: ermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie! Wenn sie euch dann gehorchen, so sucht gegen sie keine Ausrede. Wahrlich, Allah ist Erhaben und Groß. (34)

Ein weiteres Gebot ist im Koran nicht zu finden, ist die Geschlechtertrennung, hier handelt es sich um alte arabische Sitten und Gebräuche, Sure 24, Vers. 61 sagt etwas anderes. „… es ist keine Sünde ob ihr nun gemeinsam oder getrennt esst“ Dies gilt ebenfalls für die Stimme der Frau, die als unrein angesehen wird, dies ist ein erfundenes Gebot.

Unter Mohammeds Zeiten haben Frauen sogar das Amt einer Vorbeterin ausgeübt, nicht nur für Frauen sondern auch für Männer. Ebenfalls die Gebetswaschung wurde gemeinsam verrichtet, sogar aus der selben Schüssel.

Was besonders menschenverachtend und abscheulich ist, und mit keinem Koranvers zu untermauern ist, ist dass man der Frau die Hand verweigert.

Auch der Frau zu verweigern, sich am öffentlichen Leben teilzunehmen ist mit nichts begründet, Aischa, die Frau von Mohammed hat am öffentlichen Leben teilgenommen, sie trat ins Militär ein und leistete Dienst als militärische Befehlshaberin.

Ebenso die Verhüllung, sind archaische Sitten und Gebräuche. Hier ist die Auslegung des Islams in einem Widerspruch, zum Einen gebietet er den Frauen, sich zu verhüllen und zum Anderen dürfen unfreie Frauen und Sklavinnen sich nicht verhüllen. – Im Koran steht aber, dass alle Menschen gleich sind – Der Islam hat nie ein Kastensystem unterstützt. Die Kopfbedeckung ist ein Zeichen für den sozialen Status und nichts was Religion befiehlt. Das Verhüllungsgebot bezieht sich nicht auf das Haupt, sondern die Verhüllung der Brust. Beabsichtigt ist, dass die arabischen Frauen, die zur damaligen Zeit bis heute, sehr viel Goldschmuck trugen, ihre Schmuck bedecken sollten, das Wort Zinat ist dann einfach als Aura umgedichtet worden, und hat bis heute Auswirkungen.

Al-Noor

Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen – bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und dass sie ihre Tücher um ihre Kleidungsausschnitte schlagen und ihren Schmuck vor niemand (anderem) enthüllen sollen als vor ihren Gatten oder Vätern oder den Vätern ihrer Gatten oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten oder ihren Brüdern oder den Söhnen ihrer Brüder oder Söhnen ihrer Schwestern oder ihren Frauen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, oder solchen von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb mehr haben, und den Kindern, die der Blöße der Frauen keine Beachtung schenken. Und sie sollen ihre Füße nicht so (auf den Boden) stampfen, dass bekannt wird, was sie von ihrem Schmuck verbergen. Und wendet euch allesamt reumütig Allah zu, o ihr Gläubigen, auf dass ihr erfolgreich sein möget. (31)

Frauen haben in früheren Zeiten gelehrt, waren klug und weise, und haben auch Männern Unterricht erteilt.

Man kann nur die Menschen, die heute alle lesen und schreiben können auffordern, wie Allah es uns im Koran gelehrt hat:

„Lies“, Allah sagt: „Sprich: Herr, mehre mein Wissen.“ (Ta-Ha, 114); „Nur diejenigen, die Wissen haben, werden es begreifen“ (Al-Ankabût, 43)
und
„Und sie sagen, ‘Hätten wir nur zugehört und unseren Verstand gebraucht, so wären wir nicht unter den Leuten des Feuerbrandes’.“ (Al-Mulk, 10)

„Wissen fügt dem Edlen Ehre hinzu und erhebt den Sklaven, bis er die Ebene von Königen erreicht.“

Der Befehl, nach Wissen zu streben, ist ebenso an die Frauen gerichtet

ÜBER DEN AUTOR

Ecevit Polat

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