Dürfen menstruierende Frauen beten?

Im Islamischen Katechismus steht stellvertretend für die Rechtsschulen (vier der Sunnitischen) folgendes:

Für muslimische Frauen mit Regelblutung und Wochenbett gelten einige Sonderregelungen. So darf eine Frau während der Menstruation oder dem Wochenbett nicht beten, nicht einmal die Niederwerfung zum Dank (sagdat as-sukr) verrichten. Sie darf nicht fasten oder den Koran rezitieren, wohingegen sie doch Koranverse aus dem Gedächtnis als Bittgebet (du´a) rezitieren darf. Den Koran selbst oder Dokumente und Währungen, die Koranverse enthalten, darf sie selbst dann nicht berühren, wenn der Vers nicht voll ausgeschrieben ist.“ (siehe hierzu Ömer Nashui Bilmen, Feinheiten Islamischen Glaubens, S. 87-88)

Obwohl der Koran in keinem Vers die Ausübung der gottesdienstlichen Handlungen der menstruierenden Frauen einschränkt, oder auch nur explizit verbietet- erklärt dennoch ein Großteil der Rechtsgelehrten diese für absolut verboten (haram).

Der Koran teilt nur eine Einschränkung mit, die nicht nur die Frauen betrifft!

Sie fragen dich nach der Monatsblutung. Sag: Sie ist ein Leiden. So haltet euch von den Frauen während der Monatsblutung fern, und kommt ihnen nicht nahe, bis sie rein sind. (Sure 2, Vers 222 : al-Baqara (Die Kuh)

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang eine ähnliche Einstellung der vorislamischen Araber. El-Kelbi (gest.819) schrieb auf Seite 32 in seinem Werk „Kitabu´l-Asnam“ folgendes:

In der Zeit vor dem Islam war es strengstens für menstruierende Frauen verboten, die Götzenstatuen zu berühren. Auch durften diese sich nicht an heiligen Orten aufhalten.“

Ibn Abbas (gest.687) sagte:

Die Frau ist im normalen Zustand, aber auch in der Menstruation  sauber“ (siehe hierzu: ibnu Hemmam Ebu Bakr Abdurrezzak (gest. 826); el-Musannef, Bd. 1, S. 105-109)

Der ehemalige Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Istanbul Prof. Yasar Nuri Öztürk erklärt:

„Der Koran hat mit der diskriminierenden und ausgrenzenden Haltung gegenüber menstruierenden Frauen Schluss gemacht. >>Mit Rücksicht auf die Sunna<<, so lautete die Begründung, hat man diese vom Koran beseitigte Ungerechtigkeit dann nach dem Tode des Propheten wieder eingeführt.“

„Der Koran betrachtet die Menstruation als „Zustand der Erkrankung und des Unwohlseins“. Die Regelblutung, für die in diesem Zusammenhang das arabische Wort „Eza“ (Leiden) verwendet wird, ist nichts Schmutziges, wie es jene behaupten, die sich das Schikanieren der Frau zur Religion gemacht haben, sondern ein Zustand, der mit Unwohlsein, Unrast und anderen körperlichen uns seelischen Beschwerden einhergeht…“

Menschen mit der Ansicht, die Menstruation sei ein Zustand der „Beschmutztheit und Unreinheit“, sehen die Frau im Grunde genommen per se als nicht ganz sauber an…“

„Der menstruierenden Frau ist es gestattet, Ritualgebete zu unterlassen, nicht zu fasten, der Moschee und der Moscheegemeinde fernzubleiben…“

„Wie in allen anderen Krankheitssituationen auch ist es der Frau aber gestattet, das Ritualgebet zu vollziehen und zu fasten, so es ihre Situation denn erlaubt. Für die menstruierende Frau besteht also kein Verbot, vielmehr liegt eine Genehmigung vor.“

Frauenfeinde späterer Zeiten haben aus der Genehmigung dann ein Tabu gemacht und für Frauen in der Menstruation eine Reihe von Verboten aufgestellt. „ (Yasar Nuri Öztürk, Der verfälschte Islam; S.116-117)

Der Koran beschreibt in Sure 5 Vers 6 und 4:43 grundlegende Punkte, die notwendig sind, um das Gebet zu verrichten. Aus dem Koranvers ist aber auch zu entnehmen, was  genau,  die rituelle Reinheit für ungültig erklärt:

O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr im Zustande (hier handelt es sich um die große rituelle Unreinheit nach Geschlechtsverkehr oder Samenerguss) der Unreinheit seid, so reinigt euch. Und wenn ihr krank seid oder euch auf einer Reise befindet oder einer von euch von der Notdurft zurückkommt oder wenn ihr Frauen berührt habt (D.h. : mit ihnen geschlechtlich verkehrt habt) und kein Wasser findet, so sucht reinen Sand und reibt euch damit Gesicht und Hände ab. Allāh will euch nicht mit Schwierigkeiten bedrängen, sondern Er will euch nur reinigen und Seine Gnade an euch erfüllen, auf dass ihr dankbar sein mögt (5:6)

 

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Ecevit Polat

19 Kommentare

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  • Dieses Thema bedarf wahrlich lange an Gedankenkampf seitens des eigenen Gewissens und Beruhigung des Seele. Doch jede Entscheidung bedarf an Zeit, Verständnis und lösen vom bisher gekannten und angewandten. Interessanter Artikel, was ich mich dennoch Frage ist, woher man sich das Recht überhaupt nimmt, zu sagen, dass das Gebet ausgelassen werden darf, wobei selbt ein Kranker sich des Gebetes nicht fern hlten darf. Sogar selbt der Gelehmte mit seinen Augen beten muss ?!

  • 1. In dem Text wird mehrmals das Wort „sauber“ gebraucht. Darum geht es nicht. Es geht um rituelle, kultische Reinheit (ṭahārah). Das Wort „rein“, „rituell rein“ wäre angebracht. Man kann ganz sauber sein (frisch gebadet usw.), und dennoch kultisch in einem Zustand der Unreinheit (z.B. naǧāsah, necâset); man kann auch verschmutzt, aber dennoch rituell rein sein, z.B. beim Arbeiten im Garten – verschmutzt mit Erde, die grundsätzlich als rein gilt.

    2. Ibn ʿAbbās ist nicht der Onkel des Propheten Muḥammad. Er ist sein Cousin. Ibn ʿAbbās [= „Der Sohn des Abbas“] hat einen Vater – also ʿAbbās selber – und dieser ist ein Onkel Muḥammads.

  • Liebe Johanna Aisha,

    meiner Meinung nach – wenn man nur den Koran zu Rate zieht – verhält es sich so, daß auch Frauen während der reinigenden Tage das Gebet verrichten sollten da es im Koran in derart keine Beschränkung gibt meines Wissens nach und man sollte auch immer im Hinterkopf behalten, das es keinen Zwang im Islam gibt also niemand etwas in Sachen des Islam tuhen MUSS. Natürlich steht aber im Koran das man bestimmte Dinge tuhen SOLLTE wenn man sich als Moslem oder gar Mumin bezeichnen lassen will.

    Friede Sei mit dir

    Eddy

  • Selam Andreas,

    danke nochmals für die Hinweise.
    Ich glaube aber schon im Artikel erkennen zu können, dass mit „sauber“ es sich um die rituelle Reinheit handelt.

    Den zweiten Punkt habe ich korrigiert, da ich ibn Abbas mit seinem Vater Abbas vertauscht habe (:=)).

    Der Koran beschreibt in Sure 5 Vers 6 und 4:43 grundlegende Punkte, die notwendig sind, um das Gebet zu verrichten. Aus dem Koranvers ist aber auch zu entnehmen, was genau die rituelle Reinheit ungültig macht:

    O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr im Zustande (hier handelt es sich um die große rituelle Unreinheit nach Geschlechtsverkehr oder Samenerguss) der Unreinheit seid, so reinigt euch. Und wenn ihr krank seid oder euch auf einer Reise befindet oder einer von euch von der Notdurft zurückkommt oder wenn ihr Frauen berührt habt (D.h. : mit ihnen geschlechtlich verkehrt habt) und kein Wasser findet, so sucht reinen Sand und reibt euch damit Gesicht und Hände ab. Allāh will euch nicht mit Schwierigkeiten bedrängen, sondern Er will euch nur reinigen und Seine Gnade an euch erfüllen, auf dass ihr dankbar sein mögt (5:6)

  • Lieber Andreas, ist zwar alles schön und gut dass sie hier arabische Begriffe versuchen zu erläutern, jedoch müssen sie gucken wie der Koran sich zu diesem Thema erläutert. Gott hat sich zu diesem Thema ausgesprochen. Was die rituelle Waschung zu nichte macht ist in den angegebenen Koranversen ausführlich behandelt worden. Menstruation ist in diesem Fall eindeutig keine rituell unreine Angelegenheit. Hadithe sind in solchen Angelegenheiten (so hart es auch klingt) zu verwerfen denn Dies ist eine Aufklärung bzw. eine Erläuterte Sache. Auch war es Hadith Wissenschaftlich fragwürdig, solch ein Urteil im Widerspruch zur Sure 5:6 – 4:43 zuzulassen. denn die Sunna kann den Koran nicht abändern (so auch Taha jabir al-alwani). Gott hat dies zweimal behandelt, solch eine Aussage würde bedeuten, dass der Prophet Gott korrigiert hätte.

  • S.A Zusammen,
    bitte bei solchen Diskussionen auch die Rechtschule nicht vergessen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Gelehrten sich Jahrhunderte lang geirrt haben. Dann brauchten wir keinen Ilmihal…
    Es wundert mich sehr , wie schnell man bestehende Richtlinien bzw. Regeln einfach ignoriert. Das betrifft nicht nur diese Sache, sondern allgemein, wir Menschen neigen immer dazu eine Hintertürchen zu finden. Wenn etwas nicht passt, immer passend zu machen…

  • Liebe Schwester und Brüder ,

    ich bin sehr froh darüber, dass man hier über Themen wie diese sachlich und offen diskutiert.

    In dem auch in diesem Artikel aufgeführten Koranvers beschreibt Allah die menstruirende Frau als unrein.
    „… haltet euch von den Frauen während der Monatsblutung fern, und kommt ihnen nicht nahe, bis sie rein sind. (Sure 2, Vers 222 : al-Baqara).“

    Also ist die Frau an ihren Tagen rituell „unrein“!

    Zum rituellen Gebet ist aber eine Reinheit erforderlich. Dies geht ebenfalls aus dem folgenden Koranvers hervor:

    „…Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr im Zustande der Unreinheit seid, so reinigt euch. …. Allāh will euch nicht mit Schwierigkeiten bedrängen, sondern Er will euch nur reinigen und Seine Gnade an euch erfüllen, auf dass ihr dankbar sein mögt“ (5:6)

    Also; der Zustand der Unreinheit ist ein Hinderungsgrund für ein rituelles Gebet.

    Diese beiden Verse stimmen mit den Aussagen des Propheten und seiner Mitgefährten überein.

    Die klassische Lehre ist leider, wie in vielen Fällen, auch bei diesem Thema zur Übertreibung und Abgleitung gekommen. Deshalb sind Eingangs in diesem Artikel beschriebene Situation islamisch nicht hinnehmbar.

    Als Ergebniss kann gesagt werden; dass eine menstruierende Frau mit Ausnahme der rituellen Gebete, jede Handlung vornehmen kann; insbesondere den Koran in jederform lesen, im Ramadan Monat fasten und jegliche Bittgebete ausführen. Zu all diesem steht nichts entgegen.

    Ausführliche Berichte zu diesem Thema kann auf türkisch unter folgenden Internetseiten gelesen werden.

    http://www.suleymaniyevakfi.org/arastirmalar/adetli-kadinin-orucu-ve-namazi.html
    http://www.suleymaniyevakfi.org/arastirmalar/abdest-ve-hayiz.html

    Herzliche Grüße

    Mustafa Evli

  • Lieber Ziya

    Gott hat den Koran offenbart und nicht auch die 4 Rechtsschulen es gibt auch Hadithe die besagen das der Prophet (Friede sei auf ihm) es untersagte aussprachen von Ihm aufzuschreiben natürlich gibt es auch dahingehend dem widersprechende Hadithe und welcher Hadith jetzt richtig oder falsch ist wie auch ob die Rechtsschulen richtig liegen die Antwort weiß allein Gott. Es steht oft genug im Koran das die meisten Menschen nicht wirklich glauben. Der Koran ist völlig selbstgenügend meines erachtens nach…

  • Selam Bruder Mustafa,

    lesen wir noch einmal aufmerksam den Koranvers 2:222:

    „Und sie befragen dich über die Menstruation. Sprich: ”Sie ist ein Leiden. So haltet euch von den Frauen während der Menstruation fern und kommt ihnen nicht nahe, bis sie rein sind; und wenn sie rein sind, dann geht zu ihnen, wie Allāh es euch geboten hat. Wahrlich, Allāh liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll zuwenden und die sich reinigen.“ (2:222)

    Die Menstruation wird im Qur’ān sowohl als Leiden, als auch Unreinheit bezeichnet; doch ist es lediglich das weibliche Organ, das durch die Menstruation verunreinigt ist, nicht der ganze Körper der Frau. Nur der Geschlechtsverkehr ist untersagt, und zwar sowohl aus medizinischen wie auch aus hygienischen Gründen. Hier handelt es sich nicht um eine gesetzliche Vorschrift, sondern der natürliche Instinkt des Menschen wird angesprochen, der ihm die richtige Handlungsweise eingibt. (siehe hierzu: Islamische Bibliothek, Tafsir, S. 139)

    In Sure 5 Vers 6 wird die Gültigkeit für das verrichten des Gebetes unzweideutig beschrieben:

    O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr euch zum Gebet begebt, so wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellenbogen und streicht über euren Kopf und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und wenn ihr im Zustande (hier handelt es sich um die große rituelle Unreinheit nach Geschlechtsverkehr oder Samenerguss) der Unreinheit seid, so reinigt euch. Und wenn ihr krank seid oder euch auf einer Reise befindet oder einer von euch von der Notdurft zurückkommt oder wenn ihr Frauen berührt habt (D.h. : mit ihnen geschlechtlich verkehrt habt) und kein Wasser findet, so sucht reinen Sand und reibt euch damit Gesicht und Hände ab. Allāh will euch nicht mit Schwierigkeiten bedrängen, sondern Er will euch nur reinigen und Seine Gnade an euch erfüllen, auf dass ihr dankbar sein mögt (5:6)

    Hiernach wird konkret aufgezählt, wie eine rituelle Waschung vorzunehmen ist, aber auch, was sie wieder ungültig macht:

    1. Nämlich, Geschlechtsverkehr unter den Eheleuten.

    2. Die Notdurft.

    Nach dem eintreten dieser Punkte, wird die rituelle Reinheit unterbrochen, sowohl für Männer als auch für die Frauen.

    In diesen grundlegenden Koranverse, werden keine Restriktionen menstruierenden Frauen bezgl. des Gebetes auferlegt.

    Wassalam Bruder (:=)).

  • Lieber Alimunzur,

    in beiden Versen muss die „rituelle Unreinheit“ in Vordergrund stehen.

    Denn wenn im Verse Al-Máedah 5/6 eine körperlich hygienische Reinheit gemeint gewesen sein sollte, dann müsste logischer Weise bei der Waschungspflicht zu mindestens auch die Körperteile gewaschen werden, wo der Schmutz aus dem Körper ausgetreten ist. Doch dies ist nicht der Fall.

    Bei der Waschung für das rituelle Gebet, muss nach diesem Vers auch das Gesicht gewaschen werden. Doch weder die Arme noch das Gesicht werden, weder hygenisch noch medizinisch betrachtet bei der Verrichtung der Notdurft verschmutzt. Aber dieser Vers erklärt jeden der den Notdurft verrichtet hat zu unrein. Also muss man konsequenterweise hier klar von einer rituellen Verschmutzung bzw Unreinheit vordergründig ausgehen.

    Auch im Vers Al Baqarah 2/222 ist eine menstruierende Frau demnach während Ihrer Menstruationszeit rituell bertrachtet Unrein. Hier kommt die Frau aus der unreinen Zustand heraus, wenn sie sich eingehend durch eine Ganzkörperwaschung gewaschen hat. Wäre hier nur eine natürliche Verschmutzung gemeint, so müsste die Frau nur den verschmutzen Körperteil waschen.

    Zu diesem Thema sind ausführliche Berichte zu finden auf türkisch: http://www.fetva.net/yazili-fetvalar/adeti-biten-kadin-gusul-abdesti-almadan-esi-ile-birlikte-olabilir-mi.html

    Gruss
    Mustafa Evli

    PS: Auf ein Nebenthema möchte ich noch hinweisen: Im Sure 5 Vers 6 wird oft ein Übersetzungsfehler vorgenommen. Hier wird nicht die Waschung der Füße angeordnet; sondern, lediglich aufgefordert die Füße wie den Kopfhaut nur nass zu berühren. Der Klammer im Text, „… und streicht über euren Kopf und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln“ sollte richtiger Weise ersatzlos gestrichen werden. Die Afforderung für die Waschung der Füße ist islamwissensachaftlich als auch nach dem Korantext nicht gedeckt.

  • @Mustafa Abi, selamu aleikum.
    Der Vers bezieht sich aber auf Geschlechtsverkehr. Die Männer sollen den Frauen nicht zunahe kommen. Dies hat mehrere Weisheiten und dies kann man medizinisch beweisen, dass der mann Krankheiten und Infektionen bekommen kann, wenn man Geschlechtsverkehr hat und die Frau ihre Mentruation hat. Lasst uns das kurz und knapp fassen. Wo steht im Koran explizit, dass die Mestruation einer neuen Gebetswaschung bedürftig ist? Ohne einer weithergeholten Interpretation möchte ich bitte einen klaren Koranvers diesbezüglich. Im Koran heißt es in 11:1 “Dies ist eine Schrift, deren Verse eindeutig (Muhkamat) und dann im Einzelnen erläutert sind (…)” Also meine Frage dann: „Wo steht im Koran eindeutig, dass die Menstruation rituell unrein ist? Ein Vers dass die Ungültigkeit der Gebetswaschung erklärt haben wir ja in 5/6. Wieso wird dann die Menstruation nicht dort erwähnt? und wenn die Menstruation in 2/222 erwähnt ist, wieso steht da nichts von der Ungültigkeit der Waschung und das Gebet während der Zeit zu unterlassen? Wieso heißt es nur „nähert euch ihnen nicht?? Die Verse sind ja eindeutig (Muhkamaat)?

    @Ziya, Rechtsschulen sind nicht unser Mentor, sondern der Koran. Der Koran ist nicht auf die Rechtsschulen begrenzt. Wir akzeptieren jeden und nehmen sie auch in vielen Bereichen als Vorbilder, jedoch nicht in allem. Die Gründer der Rechtsschulen kann man in vielen bereichen als Vorbild nehmen, jedoch sollte ein Taqlid vermieden werden denn dies widerspricht dem Koran. Wenn du danach gehst, könntest du laut Abu Hanifa auch Alkohol trinken (außer Wein) wie z.B; Dattelwasser (nabiz suyu). Denn laut dieser Schule ist es erlaubt soviel zu trinken, dass man nicht betrunken werden darf. >Siehe hierzu: Der Gelehrte und Vater der hanefitischen Rechtsschule Al Dschassass ( gest. 980) in „Ahkamu’l Kur’an, 2/463<

    Natürlich teile ich diese Sichtweise nicht, jedoch wollte ich nur zeigen, dass auch eine Rechtsschule kritisch betrachtet werden muss.

  • Ve Aleykum Selam
    Lieber Bruder Baycan

    eines möchte ich vorweg sagen. Ich bin kein Experte in Religionswissenschaften und auch bin nicht der arabischen Sprache mächtig. Ich versuche lediglich hier mit euch meine Erfahrungen auszutauschen. Es ist daher gut möglich, dass ich total daneben liege. Sollte dies der Fall sein, so bitte ich sowohl bei Gott als auch bei Euch um Verzeihung.

    Nun zum Thema Muhkem;

    Wir würden zuviel verlangen wenn der Koran für alle Lebenslagen und für jeden Zeitalter Verse in Form von Muhkem (bedeutet ungefaehr: Regeln beinhaltende Verse) vorbringt. Der Koran würde sicher damit unhandlich und überdimensional ausfallen.

    Um dieses Problem zu lösen; also um allen Lebenslagen auf Dauer gerecht zu werden, hat Gott auch Verse hervorgebracht die Muteschabih sind; Verse die sich aneinander gleichen.

    In Sure (Al-Imran 7/ Vers3) berichtet Gott von diesen Muteschabih Versen. Die Jenigen, die sich in Wissen entwickelt und vertieft haben, kommen mit diesen Versen zu weiteren neuen göttlichen Erkenntnissen. Doch hierzu stellt Gott selbst gewisse wissenschaftliche Kriterien.

    Einige dieser wissenschaftlichen Kriterien sind, dass ein Team mit Experten zum jeweiligen Thema zusammen kommen muss. Also eine Mehrzahl von Personen. Im Team muss auch Experten vorhanden sein, die das koranische Arabisch sehr gut beherrschen.

    Diese Experten setzen Muteschabih-Verse in zweier Kombinationen in Zusammenhang und bilden damit für jede Lebenslage eine pragmatische Lösung. Wenn sie die Lösung gefunden haben, sagen sie „Wir glauben daran; das Ganze ist von unserem Herrn“

    Auch der Prophet hat in gleicherweise gearbeitet und zu allen Lebenslagen seine Handlungen ausgeführt und berühmte Aussagen getroffen. Diese Handlungen und Aussagen (wenn sie uns authentisch überliefert worden sind) sind deshalb für uns sehr wichtig, weil sie für unsere Probleme maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Also ohne uns selbst zu bemühen, aus dem Koran die Verse mit hohem Aufwand zusammen zu tragen und somit zur Aufklärung aufzuarbeiten.

    Zum Beispiel werden wir nicht auf Anhieb den rituellen Gebetsablauf im Koran sehen. Nicht auf einer weise, wie wir zum Beispiel dies für die Gebetswaschung sehen können. Aber wenn wir uns bemühen und für uns alle relevanten Verse zusammen tragen; dann werden wir sicher sehen, dass wir unzählige Details finden; wie die Zahl der Beugungen, Niederwerfungen und vieles vieles mehr.

    Deshalb können wir generell nicht gleich die Schuld, für das nicht Vorhandensein irgendeiner Bestimmung an Gott schieben. Stattdessen sollten wir zunaechst unsere Faulheit dazu beschuldigen.

    Der von Baycan zitierter Vers 1 im Sure Hud weißt eigentlich auch auf den obig aufgeführten Vorgang hin. Gott hat alles durchgeregelt und erläutert. Uns liegt es diese Regelungen für uns hervorzuholen.

    Auch ist die Lösung der ritullen Gebete der menstruirenden Frauen mit diesem Lösungsweg anzugehen.

    Selam

  • Einige Koran Ausgaben begrenzten den Begriff “mutaschaabihat” nur als “mehrdeutige Verse”. “Historisch betrachtet gibt es nirgends eine Überlieferung darüber, dass die Weggefährten des Propheten (s.) die Verse unterschiedlich auslegten” Prof. Dr. Süleyman Ates 2/15. Jedoch lässt sich der Begriff in anderen Koranversen bestätigen, dass es sich nicht um mehrdeutige, sondern eher sich um etwas “ähnelndes” handelt wie z.B. in Sure 2:25 “(…) Doch ihnen wird nur ähnliches gegeben. (…) Siehe auch hierzu die Sure 39:23.

    Als Beispiel führt uns der ägyptische Gelehrte Muhammad Abduh (gest. 1905) folgende mutesabih Verse:

    “Der Barmherzige hat sich auf dem Thron zurechtgesetzt”. Koran 20:5

    “Allahs Hand ist bei ihrem Handschlag mit dir über ihrer Hand”. Koran 48:10 (Muhammad Abduh – Tefsiru’l Menar 3/235-248)

    Wie sich herausstellt sind Mutesabih Verse eher metaphorisch/allegorische Verse. Natürlich sind nicht alle Verse Muhkem, denn in >Zümer 23< ist auch von mutesabih die rede. Jedoch was klare verbote und erlaubte Sachen angehen, so sind diese Prinzipien auf Muhkem einzustufen. Und daher wäre es wohl nicht zuviel verlangt zu wissen, wann man einer rituellen Waschung bedürftig ist.

    selamu aleikum

  • Esselamu alejkum 🙂
    Mir ist bekannt dass es die Regel besagt ,dass man durch bluten den Abdest verliert.
    Also erscheint es logisch dass Frauen während der Periode nicht beten
    können.

  • As-Salâmu 3alaykum wa-rah°matu_Llâh,

    interessante Diskussion, muss jedoch dem Artikel widersprechen.
    Man betrachte diejenigen Wörter, die Reinheit vermitteln: فَاطَّهَّرُوا

    In beiden Versen (2:222, 5:6) nutzt Gott in Seinem Sendschreiben die identische Expression.
    Damit liegt es nahe, dass menstruierende Frauen während ihrer Menstruation im جُنُبًا Zustand sind.

    Man möge sich weiter fragen, wieso es wohl ein Konsensus diesbezüglich unter den Gelehrten gibt.
    Gott wird nimmer zulassen Seine Sklavinnen durch die Münder der Gelehrten zu hindern zu beten, obschon sie des Betens berechtigt waren.

    Und Gott weiß es besser.

    As-Salâmu 3alaykum wa-rah°matu_Llâh

  • As-Salâmu 3alaykum wa-rah°matu_Llâh,

    nach näherer Recherche wird mir klar, dass ich dem Artikel doch nicht in Gänze , respektive gar nicht widerspreche.

    Werde wohl näher recherchieren.

    Möge Gott mir vergeben, ich nehme mein ersten Kommentar gänzlich zurück.

    wa-astagfiru_Llâha wa
    aschhadu an la-ilaha-ill-allah wa aschhadu anna muhammadan rasulullah

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