Der Islam und die Demokratie, ein Widerspruch?

 

Eine große Anzahl von Nichtmuslimen geht immer noch davon aus, dass der Islam sich zur Demokratie wie Feuer zu Wasser verhält. Westliche Buchautoren suggerieren des Weiteren diese Diskrepanz unermüdlich mit einer Fülle von Publikationen auf dem Büchermarkt.1 In dem Buch „Muslime Erobern Deutschland“ der von der Christlichen Mitte publiziert wurde, wird die Loyalität der Muslime zur deutschen Verfassung grundsätzlich in Frage gestellt. Denn die „islamische Weltanschauung“ würde mit den demokratischen Prinzipien offensichtlich kollidieren: „Muslime können die deutsche Verfassung und Rechtsordnung nicht anerkennen, da sich die islamische Weltanschauung mit einer auf der christlichen Grundlage stehenden demokratischen Grundordnung nicht vereinbaren lässt“.2

Aus diesem Grund, sei die Demokratisierung besonders in den islamisch geprägten Ländern „ein langwieriger Prozess“.3 Ferner beschreibt der Doyen der westlichen Orientalistik Prof. Bernard Lewis, dass von den über fünfzig Mitgliedsstaaten der Islamischen Konferenz, nur die Türkei als stabile Demokratie angesehen werden kann.4

Zudem bekräftigen muslimisch-politische Aktivisten die Unvereinbarkeit der Demokratie mit der islamischen Weltanschauung. Allein der Begriff „Demokratie“ stellt sowohl etymologisch als auch in seinem politisch-historischen Werdegang, dass eigentliche Hindernis für dessen Entwicklung in den sogenannten islamischen Ländern dar. Dies soll im Grunde primär daran liegen, wonach der Begriff Demokratie sich ursprünglich nicht im arabisch-islamischen Raum entfaltet habe. Gleichwohl gibt es keine arabische Entsprechung für Demokratie. Sie wird lediglich mit „dimuqratiya“ im arabischen wiedergegeben. Die Marokkanische Soziologin Prof. Fatima Mernissi sagt dazu lapidar: „Wir haben keine arabischen Worte für Demokratie, wir sagen dimuqratiya, d. h. wir benutzen das griechische Wort“.5  Auf die Frage, ob Demokratie mit Islam kompatibel sei, antwortet der algerische Aktivist Ali Benhadj: „al-Demokratiya kufr“ (Demokratie ist Unglaube).6

Diese nüchterne Antwort von Benhadj stellt zweifelsohne keine Randerscheinung innerhalb des politischen Spektrums dar. Im Gegenteil, sie wird von einflussreichen Ideologen und Politikern wie z. B. von dem Pakistaner Abu al-A´la al-Maududi (gest.1979), besonders durch seine international verbreiteten Schriften theologisch außerordentlich in Angriff genommen. Maududi´s Ansichten in Bezug zur westlichen Demokratie, kann somit stellvertretend für alle anti-demokratischen und islamistischen Bewegungen betrachtet werden. Nach dessen Auffassung, kann der Islam unmöglich in einem säkularen demokratischen Staatswesen existieren: „Ich sage es Euch Muslimen in aller Offenheit, dass die säkulare Demokratie in jeder Hinsicht im Widerspruch zu Eurer Religion und zu Eurem Glauben steht… Der Islam, an den Ihr glaubt und wonach Ihr euch Muslime nennt, unterscheidet sich von diesem hässlichen System total… Selbst in Bagatellangelegenheiten kann es keine Übereinstimmung zwischen Islam und Demokratie geben, weil sie sich diametral widersprechen. Dort, wo das politische System der Demokratie und des säkularen Nationalstaates dominiert, gibt es keinen Islam. Dort, wo der Islam vorherrscht, darf es jenes System nicht geben“.7

Deshalb plädiert Maududi nachträglich für eine „Theo-Demokratie“,8 indem die Souveränität des Volkes in der Konstitution des Staatsgebildes durch religiös dogmatische Bestimmungen eingeschränkt wird. Andere wiederum wie z. B. Madjid Khadduri, verwenden stattdessen den Begriff „Nomokratie9 um ebenfalls auf die uneingeschränkte Souveränität Gottes aufmerksam zu machen.

In diesem Zusammenhang scheint es durchaus bemerkenswert zu sein, in einem deutschen Schulbuch, die für die Sekundarstufe 2 vorgesehen ist, die folgenden Zeilen zu lesen: „Islamisten weisen bestimmte Aspekte der westlichen Moderne zurück wie z. B. Demokratie, die Individualisierung und den Pluralismus, Marktwirtschaft und die Säkularisierung.10

Das eigentlich fatale ist hierbei, dass alle Islamisten de facto derart pauschalisiert werden, als ob alle verschiedene Gruppierungen und Parteien aller Welt, den ein und den selben politischen Parteiprogramm rigoros um dessen praktische Umsetzung eine Übereinkunft getroffen hätten. Die Realität sieht in der Tat ganz anders aus. Nicht alle Islamisten lehnen die Demokratie- zumindest in ihrer Funktion als eine Art Kontrollmechanismus- nicht ab.11

Für andere Kritiker wie dem Professor für Wirtschaftsarabistik Alexander Flores, sei exklusiv die althergebrachte „islamische Herrschaftstheorie“ das ausschlaggebende Hindernis auf dem Weg zu einer Demokratisierung: „Traditionelle islamische Herrschaftstheorie und Praxis sind in der Tat mit modernen Demokratievorstellungen nicht vereinbar“.12

Schreibt der Islam eine bestimmte Staatsform vor?

Die Autoritativen Texte des Islam (Koran und Hadithe) befassen sich schlechterdings überhaupt nicht mit dem Konzept des Staates im modernen Sinne. Gleichwohl enthält der Koran einige wenige Bausteine für die Gestaltung einer idealen islamischen Gesellschaft. Hiernach wären die grundsätzlichen Prinzipien, womit eine islamische Regierung unter allen Voraussetzungen die politischen Vorgänge des Landes ausführt, mit dem Volk im Einvernehmen abzustimmen. Dies kann unter anderem mit repräsentativ gewählten Volksvertretern (Abgeordneten) im Parlament durchgeführt werden. Die Grundlage hierfür sollen insbesondere die folgenden Koranverse aufweisen:

  • Und ziehe sie in der Sache zu Rate(3:159).
  • Und deren Angelegenheiten gegenseitiger Beratung ist(42: 38).

Inzwischen verweisen diverse Koranausgaben in ihren Fußnoten- besonders zum letzten Vers- die folgende Anmerkung an: Wichtige Grundlage für die Entwicklung von Gewaltenteilung und Parlament in muslimischen Staaten“.13

Danach wären die grundlegenden Bausteine sowie die innere Dynamik für eine zeitgenössische Demokratie, explizit im Gründungsdokument des Islam (Koran) verankert. Des Weiteren soll der Koran nach Dr. Karl Günter Simon (gest. 2013) in der Anlehnung an Sure 4:59, eine Art Berufungsinstanz adäquat zum Bundesverfassungsgericht vorgesehen haben. Hiernach lautet der Vers: „Wenn ihr euch uneinig seid, beruft euch auf Gott und den Propheten“. Simon schreibt hierzu: „Das „Bundesverfassungsgericht“ ist also der Koran – und damit ist auch Macht bei denen, die ihn am besten kennen, nämlich bei den Theologen“.14

Die eigentliche Intention zur Körperschaft einer Staatsgründung, wird demnach der folgende Koranvers als richtungsweisend gedeutet: Und sag: Herr! Gewähre mir (dereinst) einen guten Eingang und einen guten Ausgang! Und verschaff mir deinerseits eine hilfreiche Vollmacht!“(Koran 17:80).

Nachdem bereits oben erwähnten Koranexegeten Maududi, deutet dieser das Bittgebet des Propheten Muhammad als einen insgeheimen Wunsch eines jeden Gläubigen als schlechthin dar. Das Ziel eines jeden Frommen wäre somit unmissverständlich an einer aktiven Konstruktion eines islamischen Staates mitzuwirken. Denn, nach Maududi würde es ohne Zweifel keine andere Alternative zur Gründung eines Staatswesens geben, um die göttlichen Gebote- wie sie im Koran und Sunna dargelegt sind- in ihrem vollen Umfang zur Geltung zu bringen. Deshalb sei ein Staat, mit einer islamisch/administrativen Besetzung unabdingbar.15

Den Grundstein für eine theoretische Idee eines islamischen Staates, wurde erst im Zuge der Entkolonialisierung der muslimischen Gesellschaften im 20. Jahrhundert wieder attraktiv.16

Genau zu diesem Zeitpunkt, wurde ein Buch in Ägypten mit dem Namen „Der Islam und die Grundlagen der Staatsmacht“ (arab.al-Islam wa-usul al-hukm) von dem Scharia-Richter Ali Abd ar-Raziq (gest. 1966) veröffentlicht, der wie kein anderes zuvor eine ungestüme Kontroverse in der Öffentlichkeit auslöste. Kurz nach der Veröffentlichung verurteilte ein Tribunal von namhaften Gelehrten der Azhar- Universität, den Autor des Werkes aufs schärfste mit entsprechenden Sanktionen. Von nun an durfte Ali Abd ar-Raziq freilich sein Amt als Richter nicht mehr ausführen, geschweige denn irgendein öffentliches Amt bekleiden. Bis zu seinem Tode lebte er einsam und zurückgezogen in seinem Haus.17 Hier stellt sich gewiss die Frage, weshalb ein Buch über eine Staatstheorie so einen weitreichenden Wirbel entfachen konnte?

Unmittelbar nach der Abschaffung des Kalifats (am 3. März 1924) durch Mustafa Kemal Atatürk (gest. 1938) in der Türkei, erarbeitete Ali Abd ar-Raziq die theoretisch-theologische Grundlage dazu, indem weder der Koran noch die authentischen Hadithe für die Einrichtung des Kalifats eine verbindliche Norm vorgesehen hätten. Diese sei vielmehr im Rahmen an die Umstände der damaligen Zeit zu verstehen und könne in keinster weise theologisch auf der Grundlage der autoritativen Schriften gerechtfertigt werden. Auch habe der Koran nach ar-Raziq keinen Auftrag an die Muslime übermittelt, wonach sie verpflichtet seien, einen islamischen Staat unter allen Umständen zu gründen. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, welchen historischen Schock die Abschaffung des Kalifats bei den Muslimen weltweit ausgelöst hatte. Selbst zeitgenössische Denker wie Dr. Muhammad Iqbal (gest. 1938), sahen sich intellektuell notgedrungen, sich an den Diskurs um die Legitimation der Frage um des Kalifats zu beteiligen. Iqbal bekräftige unverhohlen den türkischen Übergang von der langjährigen Institution des Kalifats in eine moderne Republik, nach dem Vorbild der westeuropäischen Ländern. Zudem unterstrich er die Kompatibilität des islamischen Geistes mit den Prinzipien der republikanischen Regierungsform wie folgt: Ich persönlich bin der Überzeugung, dass die türkische Auffassung völlig korrekt ist. Über diesen Punkt lässt sich kaum streiten. Die republikanische Regierungsform stimmt nicht nur vollkommen mit dem Geist des Islam überein, sondern ist auch zu einer Notwendigkeit geworden, angesichts der neuen Kräfte, die in der islamischen Welt freigesetzt werden“.18

Dennoch lässt sich auf der Grundlage des Heiligen Buches nicht bestreiten, dass unterschiedliche Regierungsformen aus dem soziokulturellen Standpunkt der jeweiligen Kulturen und Länder abzuleiten ist. Dies kann durchaus auch die Monarchie betreffen, zumal der Koran vom Königtum berichtet. In der Sure 27 an-Naml Vers 28-44 wird ausführlich von einer „vernünftigen und gerechten Königin von Saba“ beschrieben.19

Insofern wird die Frage nach der authentischen Regierungsform im Islam, zweifelsohne auch in naher Zukunft Gegenstand der Diskussionen bleiben. Der renommierte Theologe Prof. Muhammed Hamidullah (gest. 2002), impliziert auf der Basis der Schriftquellen, die Möglichkeiten zur Bildung von potenziellen Regierungsformen mit den folgenden Worten: „[…] und wir haben schon festgestellt, dass sowohl Republik wie Monarchie und Gemeinschaftsregierung, neben anderen Regierungsformen, für die islamische Gemeinschaft gültig sind“.20

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte kein geringerer als Muhammad Asad (gest. 1992), in seinem bahnbrechenden Buch: „Die Prinzipien von Staat und Regierung“21 in aller Klarheit dargelegt, dass ein islamischer Staat mit Demokratie, Gewaltenteilung, Menschenrechte, Parteienpluralismus und Minderheitenschutz, dem westlichen Modell durchaus entsprechen kann. Entgegen dazu „ist islamische Demokratie nicht als unbeschränkte Volkssouveränität zu verstehen. Ein muslimisches Parlament hat – wie andere Parlamente auch – die Verfassung, hier also die koranischen Normen, Scharia im engsten Sinne, zu beachten“.22

Vergleichbar wäre hierzu das Deutsche Grundgesetz. Auch sie enthalte eine Ewigkeitsklausel, die nicht nach Belieben, etwa durch die Mehrheit der Stimmen der Parlamentarier abgeändert werden kann.23

Daher sollten folgende Missverständnisse auf dem Weg zu einer islamischen Demokratie, in aller Klarheit ausgeräumt werden:

  • Die Volkssouveränität bedeutet nicht gleichzeitig die Souveränität Gottes anzuzweifeln.
  • Auch ist der Volkssouveränität verfassungsmäßige Grenzen gesetzt. Bedeutet also, dass gewisse Grundsätze wie Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit, nicht zur Disposition stehen können.

Bezeichnenderweise wird eine demokratische Regierungsform, selbst unter seinen getreuen Verfechtern nicht als die perfekte Konstruktion angesehen. Dennoch kann es zweifelsfrei nur ihr gelingen, durch freie Wahlen despotische Kandidaten wieder abwählen zu lassen. Der philosophische Verteidiger der Demokratie Prof. Karl R. Popper (gest. 1994), gestand schließlich systemkritisch ein: „Wie können wir politische Institutionen so organisieren, dass es schlechten oder inkompetenten Herrschern unmöglich ist, allzu großen Schaden anzurichten? Nur die Demokratie erlaube die schlechten Herrscher friedlich wieder loszuwerden“.24

In seinem Buch „Den Islam verstehen“, listet Dr. Murad Wilfried Hofmann nach dem Befund in Koran und Sunna insgesamt 12 Bausteine auf, indem eine islamische Demokratie nachweislich mit den demokratischen Grundzügen westlicher Staaten konvergent sei. Nachträglich weist Hofmann jedoch auf einen wesentlichen Kernunterschied hin. Danach kann sie nicht als eine Art Ersatzreligion gewertet werden, vielmehr sei nur ihre Funktion als Kontrollmechanismus unerlässlich: „Allerdings werden Muslime Demokratie nicht als eine Ersatzreligion oder als eine Ideologie praktizieren, sondern als einen Kontrollmechanismus, laut Winston Churchill „die beste aller schlechten Regierungsformen“.25

Trotzdem bemühen sich islamkritische Autoren wie z. B. Dr. Johannes Kandel unermüdlich darum, die vermeintliche Diskrepanz zwischen Islam und Demokratie ausgesprochen zu akkreditieren. Nach Kandel ist der Minderheitenschutz des Islam, der evidente Beweis für dessen Unvereinbarkeit mit Demokratischen Grundwerten. Im Gegensatz dazu, gewähre eine pluralistische Demokratie die uneingeschränkte Gleichberechtigung: „Wie soll es in einem „islamischen Staat“ aussehen? Gleichberechtigte Vollbürger sollen nur die Muslime sein. Juden und Christen werden dagegen im Status von „Schutzbefohlenen“ („dhimmi“) lediglich geduldet“.26 Johannes Kandel leitet den Status der „Schutzbefohlenen“ aus dem folgenden Koranvers 9:29 ab: „Kämpft gegen jene unter den Schriftbesitzern (Juden und Christen), die nicht an Gott und den Jüngsten Tag glauben und die nicht verbieten, was Gott und Sein Gesandter verbieten und die sich nicht zum wahren Glauben bekennen, bis sie die Dschizya-Steuer freiwillig und folgsam entrichten“.

Die islamischen Rechtsgelehrten hatten die Schriftbesitzern (Juden und Christen) die eine Dschizya-Steuer zu entrichten hatten, in der Rechtsliteratur als dhimmi“/Schutzbefohlene kategorisiert. Deshalb wurde ihnen im Gegensatz zu den Paganen innerhalb der islamischen Grenzen, ein besonderes Rechtsstatus gewährt. Durch die Entrichtung der Dschizya-Steuer, wurden sie u. a. von der Wehrpflicht und Vermögenssteuer befreit und genossen darüber hinaus das ihnen zustehende Minderheitenschutz. In der Tat lässt es sich nicht leugnen, wenn muslimische Fundamentalisten heute in der Gegenwart laut stark nach der Einführung der Dschizya-Steuer für nichtmuslimischen Minderheiten (dhimmi) fordern und sie dadurch zu Bürgern zweiter Klasse degradieren wollen. Nach der praktischen Anwendung des traditionellem Fiqh (Rechtstradition), müsste ein dhimmi heute neben der Dschizya-Steuer noch eine zusätzlich gesonderte Sozialsteuer dem islamischen Land abführen, um als eine Minderheit seine Religion praktizieren zu dürfen. Allerdings klingt es nach heutigen Maßstäben durchaus befremdlich, wenn den dhimmi´s nicht einmal der Bau neuer Kirchen auf islamischen Boden gewährt wurden. Die international renommierte Islamwissenschaftlerin Prof. Annemarie Schimmel, schildert diese Begebenheit folgendermaßen: Außer der genannten Kopfsteuer, gizya, mussten die dhimmi noch eine bestimmte Grundsteuer zahlen; sie sollten sich tunlichst von den Gläubigen in ihrer Kleidung unterscheiden (schon damals war Gelb die Farbe für die Juden). Der dhimmi hat kein Zeugnisrecht vor einem islamischen Richter, sondern die jeweiligen Gemeinden verwalten sich selbstständig unter ihrem Oberhaupt, dem Bischof, Rabbi, oder wer immer zuständig sei. Neue Kirchen sollen nicht in islamischem Gebiet erbaut werden, doch dürfen vorhandene religiöse Bauten repariert werden“.27

Bedauerlicherweise wird der historische Hintergrund des Koranverses 9:29, durchweg von vielen- besonders aber von Rechtsschulen orientierten Gelehrten- paradoxerweise ausgeblendet. Inzwischen streiten selbst überzeugte Islamisten wie z. B. der aus der Türkei stammende Soziologe und Fernsehjournalist Ali Bulac, die unkritische Einführung der Dschizya-Steuer für Nichtmuslime entschieden ab. Folgerichtig weist Bulac auf die historische Episode hin, als der Koranvers in der Spätphase von Medina offenbart wurde.28 Es ging damals – wie uns at-Tabari (gest. 923) in seinem Korankompendium tradiert hat- um eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Byzantiner, das auch unter dem Namen „Feldzug nach Tebuk“ in der Historiographie bekannt ist.29

Die Christen, die in diesem Krieg unter der Obhut der Muslime fielen, waren von nun an verpflichtet -wie in 9:29 ausführlich dargelegt- eine zusätzliche Sozialsteuer (Dschizya) zu entrichten. Nach diesem historischen Kontext, darf die Dschizya-Steuer in keinster Weise selektiv und unreflektiert auf alle Minderheiten erweitert werden. Sie betraf schließlich nur jene, die entsprechend die muslimische Obrigkeit aktiv bekämpften und unmittelbar nach ihrer Niederlage weiterhin im islamischen Staatsgebiet leben wollten. In diesem Zusammenhang sei daran noch erinnert, dass der Prophet Muhammad neun Jahre lang in Medina keine Dschizya-Steuer von Nichtmuslimen (dhimmi) gefordert hatte. Demnach wurde der Vers 9:29 erst im Jahre 630, also zwei Jahre vor dem Tod des Propheten offenbart.

Im Grunde, kann die Verfassung von Medina in diesem Fall, als Kronzeuge und Schiedsrichter zugleich herangezogen werden. Der Vertrag von Medina bestand insgesamt aus 47 Artikeln und ist bis heute in der ältesten erhalten gebliebenen Propheten Biographie von Ibn Ishaq (gest. 767) „Das Leben des Propheten(As-Sira an-Nabawiyya) überliefert worden. Ausschlaggebend sind die folgenden Artikel im Vertrag, die eine unmissverständliche Gleichheit (hier mit den Juden) postuliert:

  • 25. „Die Juden von den Bani Auf bilden eine Gemeinschaft mit den Gläubigen. Die Juden haben ihre Religion und die Muslime die ihrige. Dies gilt für ihre Schutzbürger wie für sie selbst, es sei denn, jemand begeht Unrecht oder Übertretung; denn ein solcher schadet nur sich selbst und seinen Angehörigen“.
  • 26. „Und die Juden der Banu Nadhir … , und die Juden der Banu Haritha…, und die Juden der Bani Sa‘ida…, und die Juden der Bani Dschuschan…, und die Juden der Banu Aus …, und die Juden der Banu Tha‘laba sollen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die Juden der Bani Auf. Wer jedoch Unrecht oder Übertretung begeht, der schadet nur sich selbst und seinen Angehörigen“.30

Deshalb sei hier nochmals daran erinnert, dass nicht der Koranvers 9:29 die allgemein maßgebliche Beziehung um die Rechte der Minderheiten im Islam konstituiert, sondern vielmehr die auf Gleichheit und Gerechtigkeit beruhende Verfassung von Medina.

Ein autoritäres Islamverständnis oder doch die Freiheit zum sündigen?

Islamische Gelehrte verweisen nachhaltig daraufhin, infolgedessen Muslime durch die Einhaltung der Gebote und Verbote zu den besten Menschen auf Erden deklariert werden. Dabei beziehen sie sich auf sämtliche Koranverse, wie z. B. auf:

Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht (al-Amr bi-l-ma´ruf wa-n-nahy´an al-munkar), und ihr glaubt an Gott“ (3:110).

Im folgenden Vers, wird vom Koran eine aktive gesellschaftliche Partizipation von den Gläubigen verlangt, um das „gute zu gebieten und das unrechte zu verbieten“: Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen“ (3:104).

In der Anlehnung auf die beiden oben zitierten Koranverse, hielt der bekannte islamische Gelehrte Prof. Jusuf al-Qaradawi ende der siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Ägypten in der Öffentlichkeit eine Rede. Darin forderte er alle Ägypter ungestüm dazu auf, gegen jedwede Deformierung in der Gesellschaft lebenskräftig vor zu gehen: „Nicht die Pyramidenallee, die Theatervorstellungen und Filme, sondern die jungen Menschen der dschama´at al-islamiyya sind die wahren Vertreter Ägyptens […] Ägypten, das sind nicht nackte Frauen, sondern verschleierte Frauen, die sich an die Gebote des göttlichen Gesetzes halten. Ägypten, das sind junge Männer, die sich den Bart wachsen lassen […]“.31

Sowohl in der Tafsir-Literatur als auch in der Fiqh-Literatur, werden zum Moralkodex der Religion eine ganze Reihe von Listen aufgezählt, welche den Vers: „Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht“ in seiner ganzen Bandbreite erläutern. So kann es beispielsweise vorkommen, dass „ein junger Mann vor einer unverschleierten Frau ausspuckt und „audhu billah!“ ausruft (ich nehme Zuflucht bei Gott!) – als sei sie eine Teufelin“. Andere wiederum „zerschlagen Alkoholflaschen an der Bar oder zerfetzen im Antiquariat Gemälden, die leicht bekleidete Frauen zeigen“.32

Dies deshalb, weil sie sich durch den Vers: „Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht“ dazu verpflichtet fühlen, dass Rechte und das Unrechte mit allen mitteln durchzusetzen. Ein Hadith überliefert des Weiteren noch die Methode und Herangehensweise mit den folgenden drei Schritten: „Der Muslim soll das Unrechte (al-munkar) zunächst mit der Hand verbieten, wenn er dies kann. Wenn dies jedoch nicht möglich ist, dann eben mit der Zunge, und wenn auch dies unmöglich ist, dann wenigstens mit dem Herzen“.33

Schon vor geraumer Zeit, verwies der bereits oben erwähnte Ex-Diplomat Murad Wilfried Hofmann auf das Phänomen der innerislamischen Gewaltbereitschaft hin: „Trifft es nicht zu, dass öffentliches Essen, Trinken oder Rauchen im Ramadan in Marokko unter Gefängnisstrafe steht? Kontrolliert die Religionspolizei in Saudi-Arabien nicht mit Telefonanrufen zur Gebetszeit, ob gebetet wird? Erzwingen algerische Muslime nicht das Nichtausschenken von Alkohol oder das Kopftuchtragen bisweilen mit bloßer Gewalt?“.34

Bis heute ist es selbst in Iran noch für die Frauen verboten, sich unverschleiert in der Öffentlichkeit zu bewegen. Es ist offenkundig, dass sich diese temporäre autoritär-theokratische Restriktion im diametralen Widerspruch zum Verständnis eines demokratischen Rechtsstaat steht.

Aber verlangt der Islam auf der Basis der oben zitierten Koranverse, tatsächlich eine Einschränkung der nicht islamischen Lebensweisen?

Der britische Islamwissenschaftler Prof. Michael Cook, untersuchte in seiner breit angelegten Studie die ursprüngliche Intention und Botschaft der betreffenden Koranstellen. Cook stellte unter anderem fest, dass die Erstadressaten (Sahaba und Tabiun) in der Frühzeit einen ganz anderen inhaltlichen Kontext rezipiert hatten. Gestützt auf die Überlieferung von Abu al-Aliya (gest. 709) bedeute „das Rechte zu gebieten“, die Menschen von der Vielgötterei zum Monotheismus aufzurufen. Und das „Unrechte zu verbieten“ bedeute nichts anderes, als die Anbetung an die Götzen und Teufeln zu unterbinden.35

Wie sich das herausgestellt zu haben scheint, haben die Koranexegeten im Laufe der Zeit, die jeweiligen Koranpassagen mit unterschiedlich langen Listen aufgefüllt, wie sich ein Muslim richtig aufzuführen habe. Dabei wurde der eigentliche Kontext nicht mehr beachtet. Auch in der Kairoer Erklärung der Menschenrechte von 1990, wird im Grundsatzpapier in Artikel 22 folgendes festgelegt: „Jeder Mensch hat das Recht, in Einklang mit den Normen der Scharia für das Recht einzutreten, das Gute zu verfechten und vor dem Unrecht und dem Bösen zu waren“.36

Jedenfalls versichert der Koran eindringlich davor, indem nicht nur die Verschiedenheiten der Religionen Gott gewollt ist, sondern vielmehr, dass auch die andersartigen Lebensweisen darin eingeschlossen sind:

  • Es gibt keinen Zwang im Glauben“ (2:256).
  • Sprich: „Das ist die Wahrheit von eurem Herrn. Wer glauben will, möge glauben, und wer ablehnen will, möge ablehnen“ (18:29).
  • Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?“ (10:99).
  • Für jeden von euch haben Wir Richtlinien und eine Laufbahn bestimmt. Und wenn Gott gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Gott werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins wart“ (5:48).

Eines scheint jedenfalls sicher zu sein. Die Diskussion um die Vereinbarkeit von Glaube und Demokratie, hat dem Islam im Westen weitestgehend geschadet: „Der Islam ist in der westlichen Öffentlichkeit zum Synonym des religiösen Schreckens geworden“.37

1 Vgl. Hans Peter Raddatz, Von Gott zu Allah, S. 370-383, Verlag Herbig 2001. Siehe auch: Europa und das kommende Kalifat- Der Islam und die Radikalisierung der Demokratie, von Bat Bat Ye´or, Verlag Duncker & Humblot 2013.

2 Muslime Erobern Deutschland, S. 12, Herausgeber: Christliche Mitte.

3 Helmut Reifeld, Rechtsstaatsentwicklung in islamisch geprägten Ländern, S. 148. Veröffentlicht in: Islam und Staat, zwischen Scharia und Säkularisierung, Konrad Adenauer Stiftung 2008.

4 Siehe hierzu: Der Atem Allahs, Die islamische Welt und der Westen-Kampf der Kulturen?, S. 83, Europa Verlag, 2. Auflage 1995.

5 Islam und Demokratie, S. 84, Herder Verlag 2002.

6 Ali Benhadj, zitiert nach Ahmida Ayaschi, al-Islamiyyun, S. 49 und 58-60.

7 Zitiert aus: Bassam Tibi, Fundamentalismus im Islam, S. 80, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000.

8 Maududi, Islamic Law and Constitution, Lahore 1960, S. 147-148.

9 Majid Khadduri, War and Peace in the Law of Islam, Baltimore und London 1955, S. 16.

10 Thema Geschichte. Der Islam und die westliche Welt-Konfrontation, Konkurrenz, Kulturaustausch, S. 154, 2003 Schroedel Verlag.

11 Einen guten Einblick über die verschiedenen Gedankenstrukturen der Islamisten (Fundamentalisten) bieten vor allem: Andreas Meier, Politische Strömungen im modernen Islam, Peter Hammer Verlag Wuppertal 1995 und Holger Preißler, Stimmen des Islam: zwischen Toleranz Fundamentalismus, Militzke Verlag 2002.

12 Alexander Flores, Die innnerislamische Diskussion zu Säkularismus, Demokratie und Menschenrechten, S. 630, veröffentlicht in: Der Islam in der Gegenwart, Werner Ende/Uno Steinbach ( Hrsg.), bpb Lizenzausgabe 2005.

13 Zitiert aus: Murad Wilfried Hofmann, Der Koran, S. 333, 5. Auflage Istanbul 2005, Cagri Yayinlari. Siehe zum entsprechenden Vers auch: Die Botschaft des Koran von Muhammad Asad, Patmos Verlag 2009.

14 Islam, Und alles in Allahs Namen, S. 196, GEO Ausgabe, 1. Auflage 1988.

15 Siehe sein Kommentar zu 17:80. Tefhimu´L-Kuran, Bd. 3, S. 132, Insan Yayinlari, ohne Datum.

16 Islamische Staatstheoretiker wie z. B. Al-Mawardi (gest. 1058), hatten sich sehr intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt: „al-Aḥkām as-sulṭānīya“ („Die die Herrschaft betreffenden Regeln“). Ihsan Eliacik veranschaulicht in seinem Werk: „Der Gerechtigkeitsstaat“ (Adalet Devleti), fast ausnahmslos alle klassischen als auch zeitgenössisch islamische Staatstheorien in einem guten Überblick.

17 Siehe hierzu den Beitrag von Rudolph Peters in: Erneuerungsbewegungen im Islam vom 18. bis zum 20. Jahrhundert und die Rolle des Islams in der neueren Geschichte, veröffentlicht in: Der Islam in der Gegenwart, Werner Ende/Udo Steinbach (Hrsg.) in bpb Lizenzausgabe 2005.

18 Die Wiederbelebung des religiösen Denkens im Islam, S. 185, 3. Auflage 2010, Schiler Verlag.

19 Siehe hierzu: Der Islam im 3. Jahrtausend, S. 114, 3. Auflage Cagri Yayinlari 2010, Istanbul.

20 Der Islam- Geschichte Religion Kultur, S. 156, 2. Auflage im Mai 1997, Türkiye Diyanet Vakfi.

21 In Deutschland erschienen im Verlag Edition Bukhara, 2011.

22 Zitiert von Murad Wilfried Hofmann, Der Islam als Alternative, S. 116, 6. Auflage, Cagri Yayinlari 2010 Istanbul.

23 Siehe zum Ewigkeitsklausel: Artikel 79 Absatz 3 GG lautet:„Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig.“

24 Zitiert aus: Karl Günter Simon, Islam, und alles in Allahs Namen, S. 194, GEO Ausgabe, 1. Auflage 1988.

25 Murad Wilfried Hofmann, Den Islam verstehen, – Vorträge 1996 – 2006, S. 104, Cagri Yayinlari 2007.

26 Johannes Kandel, Islamismus in Deutschland – Zwischen Panikmache und Naivität, S. 32, Herder Verlag 2011.

27 Zitiert aus: Die Religion des Islam, S. 62, Verlag Philipp Reclam 1990.

28 Vgl. Ali Bulac, Azinlik, Zimmi, Muahid!, Zaman (Tageszeitung) vom 06.01.2010.

29 Vgl. At- Tabari, Dschāmiʿ al-bayān ʿan taʾwīl āy al-Qurʾān, Bd. 4, S. 281, Hisar Yayinlari Istanbul 2012.

30  Ibn Ishaq, Das Leben des Propheten, S. 112-113, Spohr Verlag. Siehe den Gesamtvertrag auch online in: http://www.eslam.de/manuskripte/vertraege/verfassung_von_medina.htm (abgerufen am 12.09.15)

31 Zitiert aus: Karan Armstrong, Im Kampf für Gott- Fundamentalismus in Christentum, Judentum und Islam, S. 418, Verlag Goldmann, 1. Auflage Taschenbuchausgabe Dezember 2007.

32 Diese Begebenheit erlebte Murad Wilfried Hofmann in Bouzarea (Algerien) durch seine Tätigkeit als Deutscher Botschafter. Siehe zu seinen persönlichen Anekdoten: Reise nach Mekka- Ein Deutscher lebt den Islam, S. 116-117, Cagri Yayinlari, 2. Auflage Istanbul 2009.

33 Vgl. An-Nawawi, Vierzig Hadithe, Leicester 1979, Hadith Nr. 34.

34 Zitiert aus: Der Islam als Alternative, S. 99, 6. Auflage Cagri Yayinlari 2010.

35 Siehe hierzu: Mustafa Akyol, Özgürlügün islami Yolu (Islam without Extremes), S. 213, 3. Auflage, Dogan Kitap 2014. Vgl. auch: Michael Cook, Commanding Right and Forbidding Wrong in Islamic Thought.

36 Siehe hierzu besonders den Aufsatz von Lamya Kaddor in: Muslime in Deutschland- Selbstbewusstsein und Kritikfähigkeit, S. 169-170. Veröffentlicht in: Verhärtete Fronten- Der schwere Weg zu einer vernünftigen Islamkritik, VS Verlag 2012.

37 Das ist die Beobachtung von Prof. Reinhard Schulze in: Islam und Herrschaft. Zur politischen Instrumentalisierung einer Religion, S. 94. Veröffentlicht in „Der Islam im Aufbruch, Michael Lüders (Hg.), Serie Piper, 1992.

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Ecevit Polat

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  • Tag, ihr Islamverdreher.

    „Und ziehe sie in der Sache zu Rate“ (3:159).

    „Und deren Angelegenheiten gegenseitiger Beratung ist“ (42: 38).

    Und damit sind die einflussreichen Leute des Bindens und Lösens oder des Lösens und Bindens gemeint.

    Wie wird ein Kalifat der Muslime gültig? Möglichkeiten:

    1. Das Kalifat erhält seinen Anspruch durch Stärke und dafür braucht es KEINEN Zuspruch. Es legitimiert sich also allein durch sich und seinen Erfolg durch Stärke.

    2. Es wird durch die Leute des Lösens und Bindens abgestimmt (das ist aber wie gesagt keine Bedingung und es müssen auch nicht sämtliche Leute des Lösens und Bindens befragt werden)

    Die Leute des Lösens und Bindens sind einflussreiche Leute, wie Gelehrte der Schlachtfelder usw., aber nicht Otto-Normal-Muslim.

    Das ist (und möglicherweise noch mehr Optionen) sind aus der Sunnah und über die rechtgeleiteten Khalifen bekannt, Demokratie ist dagegen NICHT vom Islam, egal wie sehr ihr den Islam mit eurer modernen westlichen Gutmenschenideologie auch verdrehen wollt.

    Und wer wird Kalif? Dafür gibt es ebenso bestimmte Voraussetzungen, die nicht verhandelbar sind.

    Wer den Taghut der Demokratie als Muslim anerkennt, begeht dadurch Kufr und ist sehr schnell RAUS aus dem Islam! Und das ist übrigens alles andere als eine „radikale Außenseiter-Meinung“, ihr linken Gutmenschen.

    { Allaah SWT spricht in ungefährer bedeutet im Quran: Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen. } (Sura al-Maida, letzter Teil von Ayah 44)

  • Korrektur:

    Allaah SWT spricht in ungefährer bedeutet im Quran:

    { Wer nicht nach dem waltet, was Allah (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen. } – Sura al-Maida, letzter Teil von Ayah 44

    • Selam alaikum,

      Die von Dir vorgeschlagene Kriterien für die Bildung eines Kalifats, ist nichts anderes- oder nicht mehr- als eine eigensinnige Theorie.

      Woher leitest Du das ab? Weshalb gehst Du nicht konkreter auf den Inhalt des Artikels ein?

      Schließlich ist: „Die Ablehnung einer Ideologie selbst Ideologie“, nicht wahr?

      • Wa alaikum (möge Allaah dich und mich rechtleiten).

        „Woher leitest Du das ab? Weshalb gehst Du nicht konkreter auf den Inhalt des Artikels ein?“

        Lies die Schriften der Gelehrten dieser Ummah.

        „Die von Dir vorgeschlagene Kriterien für die Bildung eines Kalifats, ist nichts anderes- oder nicht mehr- als eine eigensinnige Theorie.“

        Das kann man sicher über deine Demokratisierungversuche sagen, die nichts mit Quran und Sunnah zu tun haben, aber sicher nicht über den Konsens dieser Ummah.

        Ich verabschiede mich aus der Diskussion.

        • Natürlich kann man das auch auf die „Demokratisierungsversuche“ mit einschließen. Deshalb plädieren einige muslimische Intellektuelle für die Übernahme des „Kontrollmechanismus“, nicht aber der historisch gewachsenen Ideologie, wie sie besonders Westeuropa durchlaufen hat: „In seinem Buch „Den Islam verstehen“, listet Dr. Murad Wilfried Hofmann nach dem Befund in Koran und Sunna insgesamt 12 Bausteine auf, indem eine islamische Demokratie nachweislich mit den demokratischen Grundzügen westlicher Staaten konvergent sei. Nachträglich weist Hofmann jedoch auf einen wesentlichen Kernunterschied hin. Danach kann sie nicht als eine Art Ersatzreligion gewertet werden, vielmehr sei nur ihre Funktion als Kontrollmechanismus unerlässlich: „Allerdings werden Muslime Demokratie nicht als eine Ersatzreligion oder als eine Ideologie praktizieren, sondern als einen Kontrollmechanismus, laut Winston Churchill „die beste aller schlechten Regierungsformen“.

  • Hier vollständig korrigierter Kommentar:

    Tag, ihr Islamverdreher.

    „Und ziehe sie in der Sache zu Rate“ (3:159).

    „Und deren Angelegenheiten gegenseitiger Beratung ist“ (42: 38).

    Und damit sind die einflussreichen Leute des Bindens und Lösens oder des Lösens und Bindens gemeint (wenn es um das Kalifat geht).

    Wie wird ein Kalifat der Muslime überhaupt gültig und islamisch legitimiert? Möglichkeiten:

    1. Das Kalifat erhält seinen Anspruch durch Stärke und dafür braucht es KEINEN Zuspruch. Es legitimiert sich also allein durch seinen Erfolg bzw. durch seine Stärke selbst. Das ist wegen der Vermeidung von Fitna der Fall.

    2. Leute des Lösens und Bindens werden befragt (das ist aber wie gesagt keine Bedingung und es müssen auch nicht sämtliche Leute des Lösens und Bindens befragt werden. Es muss auch nicht auf ihren Rat gehört werdem)

    Die Leute des Lösens und Bindens sind einflussreiche Leute, wie Gelehrte der Schlachtfelder usw., aber nicht Otto-Normal-Muslim.

    Das ist (und möglicherweise noch mehr Optionen) aus der Sunnah und über die rechtgeleiteten Khalifen bekannt, Demokratie ist dagegen NICHT vom Islam, egal wie sehr ihr den Islam mit eurer modernen westlichen Gutmenschenideologie auch verdrehen wollt.

    Und wer wird Kalif? Dafür gibt es ebenso bestimmte Voraussetzungen, die nicht verhandelbar sind.

    Wer den Taghut der Demokratie als Muslim anerkennt, begeht dadurch Kufr und ist sehr schnell RAUS aus dem Islam! Und das ist übrigens alles andere als eine “radikale Außenseiter-Meinung”, ihr linken Gutmenschen.

    Allāh SWT spricht in ungefährer bedeutet im Quran: { Wer nicht nach dem waltet, was Allāh (als Offenbarung) herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen. } (Sura al-Maida, letzter Teil von Ayah 44)

  • Aus der authentischen Sunnah in ungefährer Bedeutung:

    „Jede Bidah ist eine Erneuerung, und jede Erneuerung ist eine Irreführung und jede Irreführung führt ins Feuer“

    Ein anderer Hadith besagt, dass sich diese Ummah in 73 Gruppen spalten wird. 72 davon sind im Feuer.

    In einem anderen Hadith wird Allaahs Gesandter (saws) gefragt, wer diese Gruppe ist, die nicht im Feuer ist. Der Gesandte antwortete sinngemäß: „Das worauf ich und meine Gefährten sind!“ Oder (weil ich das nur aus der Erinnerung kenne) „Das worauf ich und die Salaf sind“

    • Deine Intention würde zwangsläufig dazu führen, was Muhammad Asad in der Diskussion mit dem Sheikh der al-Azhar-Universität Mustafa al-Maraghi (gest. 1945) feststellen musste, indem dieser an Muhammad Asad gewendet folgendes sagte:

      „Siehst du diese Gelehrten dort drüben? Sie sind wie jene heiligen Kühe in Indien, die, wie man mir sagte, alles beschriebene und bedruckte Papier auffressen, das sie auf der Straße finden… Ja, so ist´s: die hier verschlingen die Seiten von Büchern, die vor Jahrhunderten geschrieben worden sind, ohne sie zu verdauen. Sie können nicht mehr selbständig denken; sie lesen nur und wiederholen, lesen und wiederholen – und die Studenten, die ihnen zuhören, lernen nur lesen und wiederholen, ein Geschlecht nach dem anderen“. (Quelle: Zitiert aus: Der Weg nach Mekka, S. 230-231, Patmos Verlag, 3. Auflage 2011).

      • „Deine Intention “

        Es geht hier nicht um meine vermeintliche Intention (welche soll die sein, außer Da’wa?), sondern das was Allah und Sein Gesandter sagen.

        Es stimmt, dass wir Gelehrten nicht blind folgen dürfen (sondern nur das von ihnen nehmen, was Quran und Sunnah entspricht), aber ich habe hier auch gar keine Gelehrten zitiert sondern authentische Überlieferungen. Und in diesen werden jene Erneuerungen strikt abgelehnt, die nicht vom Islam sind.

    • Hier meine sachliche Erwiderung.

      Wie wurden die 4 rechtgeleiteten Kalifen ernannt? Ungefähr nach Art, wie ich es beschrieben habe. Niemals wurden aber, wie es in der Demokratie der Fall ist „alle Menschen befragt“.

      Die Volk ist hier auch nicht der Souverän und trifft die Entscheidungen und auch kein stellvertrendes Parlament, sondern in erster Linie der Kalif auf Basis von Quran und Sunnah.

      „Inzwischen streiten selbst überzeugte Islamisten wie z. B. der aus der Türkei stammende Soziologe und Fernsehjournalist Ali Bulac, die unkritische Einführung der Dschizya-Steuer für Nichtmuslime entschieden ab. “

      Wer Allaahs (AWJ) Gesetz ablehnt ist sicher kein „Islamist“, sondern Murtadd durch Idschmah. Es ist auch irrelevant, was solch eine Person ohne Belege von sich gibt.

      Juden, Christen und vielleicht auch noch Feueranbeter dürfen in einem Kalifat nur als erniedrigte Dhimmis leben, wenn sie die Schutzsteuer bezahlen. Alle anderen Mushrikun dürfen das nicht.

      „Folgerichtig weist Bulac auf die historische Episode hin, als der Koranvers in der Spätphase von Medina offenbart wurde.“

      Na und?

      1) Wer behauptet, dass heutige Muslime in der Mekka-Phase leben würde, redet Unsinn.
      2) Nur weil es einen bestimmten Offenbarungsanlass wäre diese Aya heute ungültig? Wirklich hanebüchen.

      „Islamischen Konferenz, nur die Türkei als stabile Demokratie angesehen werden kann.“

      „Islamische“ Konferenz ist ein Witz, nur weil diese Staaten eine muslimische Bevölkerungsmehrheit haben mögen, macht sie das nicht islamisch.

      “ „Islamisten weisen bestimmte Aspekte der westlichen Moderne zurück wie z. B. Demokratie, die Individualisierung und den Pluralismus, Marktwirtschaft und die Säkularisierung“

      Im Islam gibt es sicher eine freiere Marktwirtschaft als im Westen.

      „Konzept des Staates im modernen Sinne. “

      Jede Bidah führt in ein Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.

      “ Dr. Karl Günter Simon (gest. 2013)“

      Es ist traurig, dass ihr all euer vermeintliches Wissen von Orientalisten nehmt. Nehmt es eher von den wahrhaftigen Gelehrten dieser Ummah, sie werden gemäß einem Hadith als die „Erben der Propheten“ bezeichnet. Ich empfehle auch das Befolgen einer Rechtsschule, wobei das keine Pflicht ist. Und lasst von den Gelehrten, was Quran und Sunnah widerspricht.

      „Die Volkssouveränität bedeutet nicht gleichzeitig die Souveränität Gottes anzuzweifeln.“

      Noch mal die Ayah in ungefährer Bedeutung:

      „Wer nicht nach dem waltet, was Allaah herabgesandt hat, das sind die Ungläubigen“

      Nicht das Volk entscheidet sondern Allahs Offenbarungen (Quran und Sunnah, die schariarechtlich gleichgestellt sind, jedoch nicht in der Heiligkeit).

      Allah sagte auch, dass wir dem Propheten folgen sollen.

      Die besten 3 Generationen, an denen sich die Muslime orientieren, sind die Salaf. Will man bestreiten, dass diese mit der Scharia gerichtet haben?!

      Winston Churchill „die beste aller schlechten Regierungsformen“.

      1) Wer die Demokratie über Allahs (T) Gesetz stellt, begeht dadurch ohne Zweifel Riddah.

      2) War Churchill ein richtiger Islamhasser.

      „In diesem Zusammenhang sei daran noch erinnert, dass der Prophet Muhammad neun Jahre lang in Medina keine Dschizya-Steuer von Nichtmuslimen (dhimmi) gefordert hatte. Demnach wurde der Vers 9:29 erst im Jahre 630, also zwei Jahre vor dem Tod des Propheten offenbart.“

      1) Belege fehlen.

      2)Die Religion wurde ja auch erst nach vollständiger Herabsendung des Qurans vollendet, also was beweisen die 9 Jahre?

      „Die Juden haben ihre Religion und die Muslime die ihrige. “

      Damit sagen sich die Muslime deutlich von den Juden los. Sie dürfen als erniedrigte Dhimmis in Dar ul Islam leben.

      “ und die Juden der Banu Tha‘laba sollen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die Juden der Bani “

      Genau, jeder Judenstamm soll die gleichen Rechte haben. Und nun? Juden ungleich Muslime.

      „sondern vielmehr die auf Gleichheit und Gerechtigkeit beruhende Verfassung von Medina.“

      Muslime und Kuffar sind NIEMALS gleich. Allah sagt in seinem edlen Buch sinngemäß, dass die Ungläubigen „schlimmer als das Vieh“ sind. Umar ibn al-Khattab sagte gemäß einer Überlieferung, die von Gelehrten als Hasan eingestuft wird: Das Blut eines Mushriks ist das eines Hundes wert.

      Wir sehen also: Nichts mit Gleichheit!

      „Ein autoritäres Islamverständnis oder doch die Freiheit zum sündigen?“

      Sicher, wir haben diese „Freiheit“, werden aber für jede Sünde zur Rechenschaft gezogen.


      „Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht (al-Amr bi-l-ma´ruf wa-n-nahy´an al-munkar), und ihr glaubt an Gott“ (3:110).“

      Das Rechte ist das, was Allah und Sein Gesandter uns befehlen. Das Gegenteil ist Unrecht.

      „Auch in der Kairoer Erklärung der Menschenrechte von 1990“

      Moderne „Menschenrechtserklärungen“ haben mit dem Islam nun rein gar nichts gemein und sind offensichtlich eine Biddah.

      { Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Wer nun an die Götzen nicht glaubt, an Allah aber glaubt, der hat gewiss den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist Allhörend, Allwissend. }

      „Imam Al-Qurtubi sagte: ,,Erste Ansicht: Sie ist aufgehoben worden, denn der Prophet, Allahs Segen und Heil auf ihn, zwang die Araber zum Islam und bekämpfte sie. Und er akzeptierte nichts von ihnen, außer den Islam. Dies sagte Sulaiman bin Mousa: Sie wurde durch den Vers: „O du Prophet, bekämpfe die Ungläubigen und Heuchler.“ [9:73] Dies wurde (ebenfalls) von Ibn Masoud und zahlreichen Mufassirin berichtet.“ (Übersetzung von Abu_Al-Qaa-Qaa)

      Kompletter Tafsir von Qurtubi zu dieser Ayah findet man hier.

      Ibn Kathir – Rahimahullaah – sagt, dass damit das zwingen einer Person in den Islaam gemeint ist. Herabgesandt wurde sie wegen eines Mannes von den Christen, vom Banii Saalam. Und wen Allaah die Rechtleitung zum Islaam gibt, seine Brust dafür öffnet, der wird gewiss übertreten. Aber derjenige, der Blind ist und dem Allaah sein Herz verschloßen hat, der wird nicht zum übertritt in den Islaam gezwungen.“

      Bei diesen Versen geht es um Lossagung von den Kuffar, nicht um „Toleranz“. Wie auch in diesem:

      „(1) Sag: Ihr Ungläubigen! (2) Ich verehre nicht, was ihr verehrt (w.Ich diene nicht dem, dem ihr dient; dem entsprechend in den folgenden Versen), (3) und ihr verehrt nicht, was ich verehre. (4) Und ich verehre nicht, was ihr (bisher immer) verehrt habt, (5) und ihr verehrt nicht, was ich verehre. (6) Ihr habt eure Religion, und ich die meine.“

      „Der Islam ist in der westlichen Öffentlichkeit zum Synonym des religiösen Schreckens geworden.“

      Und was ist daran verkehrt? Siehe Sure 3, Vers 151 (ungefähre Übersetzung):

      { Wir werden in die Herzen derjenigen, die ungläubig sind, SCHRECKEN einjagen dafür, daß sie Allah (andere Götter) beigesellt haben, wozu Er keine Ermächtigung offenbart hat. Ihr Zufluchtsort wird das (Höllen)feuer sein – ein schlimmer Aufenthaltsort für die Ungerechten! }

      • “In diesem Zusammenhang sei daran noch erinnert, dass der Prophet Muhammad neun Jahre lang in Medina keine Dschizya-Steuer von Nichtmuslimen (dhimmi) gefordert hatte. Demnach wurde der Vers 9:29 erst im Jahre 630, also zwei Jahre vor dem Tod des Propheten offenbart.”

        Du schreibst, dass dazu Belege fehlen. Die historischen Quellen sind jedoch im Artikel benannt worden: „Bedauerlicherweise wird der historische Hintergrund des Koranverses 9:29, durchweg von vielen- besonders aber von Rechtsschulen orientierten Gelehrten- paradoxerweise ausgeblendet. Inzwischen streiten selbst überzeugte Islamisten wie z. B. der aus der Türkei stammende Soziologe und Fernsehjournalist Ali Bulac, die unkritische Einführung der Dschizya-Steuer für Nichtmuslime entschieden ab. Folgerichtig weist Bulac auf die historische Episode hin, als der Koranvers in der Spätphase von Medina offenbart wurde. Es ging damals – wie uns at-Tabari (gest. 923) in seinem Korankompendium tradiert hat- um eine kriegerische Auseinandersetzung mit den Byzantiner, das auch unter dem Namen „Feldzug nach Tebuk“ in der Historiographie bekannt ist“. Hier die Quelle in Fußnote 29: Vgl. At- Tabari, Dschāmiʿ al-bayān ʿan taʾwīl āy al-Qurʾān, Bd. 4, S. 281, Hisar Yayinlari Istanbul 2012.

        Schlag in Tabari Sure 9:29 auf, da wirst Du den historischen Anlass des Koranverses lesen können.

        Du hast im Artikel etwas missverstanden, dort wird die Demokratie nicht über Gott erhoben. Bitte den Text gründlich und verinnerlichend durchlesen.

        Wa-s- salam

  • Hallo,

    dein Artikel gefällt mir sehr, es ist sehr informativ und gefüllt mit Quellenangaben.

    Wie erwähnt, stimmt es, dass in einigen engstirnigen Ausprägungen des Islams (wie der salafistischen) der Begriff „Demokratie“ verteufelt wird. Für sie ist es absolut inakzeptabel, dass von jemandem (wie dem Volk) neben Gott Macht ausgeht. Natürlich muss man den Begriff der „Macht“ und seine Bedeutung im koranischen Kontext genau analysieren. In salafistischen Kreisen wird primär die Macht mit der Gesetzgebung gleichgesetzt, d.h. dass menschengemachte Gesetze neben denen von Gott (von denen einige in der Offenbarung wieder zu finden sind) zu verwerfen sind. An dieser Stelle möchte ich jedoch betonen, dass Gott in etlichen Stellen des Korans die Willensfreiheit und das Verantwortungsbewusstsein des Menschen betont und ihn zum Nachdenken auffordert. Das Buch enthält mit Sicherheit nicht direkte Antworten zu allen gemeingesellschaftlichen Problemen der heutigen Zeit, ganz einfach aus dem Grund, weil nicht alle Umstände zu Lebzeiten Muhammads (und somit zur Zeit der Offenbarung) in der Gegenwart wiedergespiegelt werden. Es enthält aber Vorgaben, durch dessen Einhaltung man die Probleme auf gerechtester Weise lösen kann; m.a.W. der Koran schafft ein ethisches Rahmen (sozusagen das Grundgesetz), aus denen sich „korangerechte“ neue Gesetzgebungen ableiten lassen.
    Der Mensch muss sich seinen Herausforderungen der Neuzeit stellen und kann nicht Fortschritt und Entwicklung ablehnen, aus Angst, außerhalb den Gesetzen Gottes zu handeln. Er betrügt sich selbst und beleidigt zugleich Gott, der ihm aus einem „Tropfen dreckiger Flüssigkeit“ zu einem denkenden Wesen geformt hat.
    Für viele engstirnige Ausleger des Korans ist die Demokratie „Unglaube“, wie z.B. dem salafistischen Prediger „Shaykh“ Abu Muhammad al-Maqdisi, dessen Buch Ad-Dimuqratiyya Din (Die Religion der Demokratie) in salafistischen Kreisen großen Kultstatus genießt. Man muss hier wieder klar differenzieren können; nicht die Idee der Demokratie ist an sich „kufr“, sondern die Abscheulichkeiten, die in seinem Namen begangen werden (Stichwort: Irak-Krieg). Dem Menschen muss die Möglichkeit zur Entfaltung gegeben werden, und diese sehe ich persönlich in der Demokratie am stärksten vertreten.

    • „Hallo,“

      Danke für den (eher unfreiwilligen) Literaturtipp (nachfolgend beigefügt als Download im PDF-Format):

      http://www.ahlu-sunnah.com/attachment.php?attachmentid=1949&d=1286028073

      Was ich bisher daraus gelesen habe, liest sich einfach nur fantastisch und widerlegt Demokratie-Befürworter mit Argumenten aus Quran und Sunnah bis auf die Knochen.

      „Din“ mit Religion zu übertragen ist aber sprachlich nicht ganz richtig. Der Islam ist eine vollständige Lebensordnung, ein Lifestyle, der sämtliche Lebensbereiche umfasst. Auch die Politik (es gibt hier keine Trennung zwischen „Religion und Staat“ wie beim Christentum, weil der Islam mit dem Staat kam und nicht entgegen). Ein Din ist also ein komplettes Lebenssystem. Mit „Religion“ meint man in Deutschland aber meistens allein Spirituelles.

  • Selamun Aleykum,

    Ich habe deinen Artikel mit großem Interesse gelesen und habe nun ein besseres Bild über dieses Thema erlangt. Besonders deine zahlreichen Quellen belegen wie offen der Islam mit diesem Thema umgehen kann.

    Ich denke, das der Islam unterschiedliche Regierungsformen zulässt, solange sie islamische Werte verfolgen. Bedenken wir dabei die Geschichte des Propheten Sulayman und auch die Geschichte des Propheten Yusuf, möge Allah beiden Frieden geben.

    Der Prophet Suleyman war ein gerechter König und regierte nach islamischen Werten wobei Prophet Yusuf an sich in einem „nicht islamischen“ politischen System eine Position ausstattete und in seinem Amt islamische Werte etablierte. Daraus schließe ich, dass das politische System an sich zweitrangig ist und es vielmehr darum geht welche Ziele verfolgt werden und welche Werte die Basis des Systems bilden.

    Allah weiß es am besten.

    Zudem möchte ich einen Vortrag von Ferid Heider mit euch teilen.

    https://youtu.be/rEjlZk1JaP0

    Möge Allah uns Wissen, Weisheit und das richtige Verständnis des Islam geben. Amin

  • Ein sehr erfrischender Artikel, danke lieber Ecevit!

    Zu dem Kollegen „Weckruf“…
    Ich wünsche dir aus tiefstem Herzen eine reflektierenden Verstand.
    Es ist unverantwortlich Auslegungen von Menschen (Gelehrten) wie göttliche Richtlinien aufzufassen und permanent von „Quran & Sunnah“ zu reden. Deine Argumentation ist eine bestimmte Art den Islam auszulegen und als göttlichen Standard darzustellen. Die Gelehrten haben sich bemüht den Quran und die Sunnah zu begreifen und haben ihre Werke hinterlassen. Fängt man an ihre Werke und Gedanken wie Ayats aus dem koran zu behandeln, dann sind wir am Tag des jüngsten Gerichts arm dran. Das versichert uns der Quran!

    • Ich stelle garantiert keine Menschen über Quran und Sunnah, subhan Allah, sondern argumentiere im Gegensatz zu euresgleichen öfter mit Quran und Sunnah als mit Aussagen von normalen Menschen. Aber wenn ich schon auf normale Menschen zurück greife, dann immerhin auf wahrhaftige Gelehrte der Ahlu Sunnah. Solche, die gemäß einem Hadith die „Erben der Propheten“ sind. Denen Ilm von Allah (SWT) gegeben wurde. Von euch lese ich jedoch nur Zitate von Orientalisten, die gegen den Islam arbeiten.

      Ich behandel die Texte der Gelehrten auf keinen Fall wie Ayat und Ahadith, doch solltest du ihren Ausführungen Gehör schenken, wenn sie mit Quran und Sunnah vereinbar sind, ansonsten verwerfe sie gerne! Ich empfehle dir das Buch (als pdf) von Shaykh Maqdisi, welches ich in einem Comment hier verlinkt habe.

      Ich wünsche dir natürlich ebenfalls einen relflektierenden Verstand.

      Ein Mann kam zu Abu Darda (radiallahu anhu), als dieser sich gerade in Damaskus befand. Abu Darda (radiallahu anhu) fragte ihn: “Was hat dich hierher geführt mein Bruder?” Er antwortete: “Ein Hadith, welchen du vom Propheten (sallallahu alaihi wa sallam) berichtest.” Abu Darda (radiallahu anhu) fragte: “Bist aufgrund irgendeines weltlichen Bedürfnisses gekommen?” Er erwiederte: “Nein.” “Du bist nur gekommen, um diesen Hadith zu suchen?” Er antwortete: “Ja.” Daraufhin sagte Abu Darda (radiallahu anhu), “Ich hörte den Gesandten Allahs (sallallahu alaihi wa sallam) sagen”:

      “Demjenigen, der auf der Suche nach Wissen einen Weg beschreitet, wird Allah einen Weg der Wege ins Paradies erleichtern. Die Engel senken ihre Flügel für den Studenten des Wissens in Anerkennung für das, was er tut. Alle Geschöpfe in den Himmeln und auf der Erde und sogar die Fische in den tiefen des Wassers bitten für den Gelehrten um Vergebung. Die Überlegenheit von einem Gelehrten über einen der Anbeter ist wie die Überlegenheit des Vollmondes bei Nacht über den Rest der Sterne. Wahrlich die Gelehrten sind die Erben der Propheten. Die Propheten haben gewiss keine Dinars oder Dirhams hinterlassen. Sie hinterließen das Wissen, so hat derjenige, der es nimmt, wahrlich ein großes Glück erlangt.”

      (Al-Musnad 5/196, Abu Daawud 3/317, At-Tirmidhi 5/49, Ibn Maajah 1/81, Ad-Daarimi 1/98)

  • Ansonsten lese ich von dir keinerlei Belege für deine Aussage, dass ich die Aussagen der Gelehrten wie Ayat behandele. Reines Ad Hominem, das niemanden hilft und die Argumentationslosigkeit der Gegenseite nur untermauert – leider!

    Korrektur

    „Aber wenn ich schon auf normale Menschen zurück greife, dann immerhin auf wahrhaftige Gelehrte der Ahlu Sunnah. Solche, die – in shaa Allah – gemäß einem Hadith die “Erben der Propheten” sind.“

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