Ist der Qur’an (nur) wörtlich zu verstehen?

Sprich: Kann ich euch etwas Schlimmeres verkünden als das, was euer Lohn bei Gott ist? Wen Gott verflucht hat und wem Er zürnt und wen Er in Affen und Schweine verwandelt hat und wer den Götzen dient –  die befinden sich in schlimmem Zustand und sind vom rechten Weg weit abgeirrt”. [5:60]

Hier ist jeweils nicht gemeint, dass die Menschen, von denen die Rede ist, tatsächlich zu Affen oder Schweinen wurden, der Ausdruck ist jeweils nur figurativ oder metaphorisch gemeint, d.h. dass die Herzen jener Menschen so wurden, dass sie nur Schweinisches im Sinn haben oder wie Affen nicht in der Lage sind, tatsächlich Weisheit und höheren Lebenswandel zu erlangen.

Der Islamische Gelehrte Bediüzzaman Said Nursi schrieb, dass „so wie der Qur’an Allegorien enthalte und durch sie dem einfachen Volk mit Vergleichen und Metaphern über sehr tiefe Dinge unterweise, so fände sich auch in den Hadithen Allegorien, die sehr tiefe Wahrheiten mit vertrauten Vergleichen zum Ausdruck bringen“ (Blitze, S.178).

Wenn der Koran bezüglich des Ramadan befiehlt: Und eßt und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheidet. Dann haltet das Fasten streng bis zur Nacht“(Sure 2, Vers 187), ist es klar, dass sich dieser Befehl an ein Volk wendet, zu dessen geographischer Situation eine nicht groß voneinander abweichende Dauer von Tag und Nacht gehört.

Bei den Eskimos kann die Nacht sechs Monate dauern, die buchstabengetreue Anwendung dieses Verses würde dort den Tod bedeuten.

Das ist nur ein extremes Beispiel für die Unmöglichkeit einer Buchstabentreue, die Geographie oder Geschichte überhaupt nicht berücksichtigt und jegliche Interpretation des Korans ablehnt (Roger Garaudy, Größe und Niedergang des Islam 1999).

Ein weiteres Beispiel aus dem Qur’an lautet: Das Gleichnis dessen, was sie in diesem irdischen Leben spenden, ist ein Wind voll Eiseshauch, welcher den Acker von Leuten trifft, die gegen sich selber sündigten. […] [3:117]

So müssen die Aussagen über Gottes ,,Stuhl“ (2:255), seinen ,, Thron“(7:54, 9:129, 10:3) und ähnliche Dinge, allegorisch und nicht wörtlich verstanden werden. Dabei werden abstrakte, sinnlich nicht erfassbare Tatbestände in Bilder übertragen, um vom Unbeschreibbaren eine in menschlicher Erfahrung wurzelnder Vorstellung zu geben.

Siehe hierzu auch: http://tavhid.de/?p=645

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Ecevit Polat

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