Muawiya ein rechtgeleiteter Kalif?

Die ersten vier nachfolger des Propheten werden als rechtgeleitete Kalifen (Rashidun) bezeichnet. Diese sind chronologisch wie folgt:

1. Abu Bakr (632-634)

2. Umar (634-644)

3. Uthman (644-656)

4. Ali (656-661)

Die überwiegende Mehrheit der muslimischen Historiker ordnen Muawiya nicht zu den rechtgeleiteten Kalifen zu. Trotzdem haben sunnitsche Gelehrten niemals ein Verhehlen daraus gemacht, Muawiya als 5. Kalifen zu bewundern. Der britische Muslim und Buchautor Gai Eaton beschrieb Muawiya als: „Er war ohne Zweifel ein großer Mann… ein bewundernswerter Herrscher, einer jener seltenen Menschen“(Der Islam und die Bestimmung des Menschen, S.267).

Wie aus der Geschichte bekannt ist, akzeptierte Muawiya und seine Sippe (Omayyaden), Ali (r.) nicht als rechtmäßigen Kalifen an. Stattdessen beauftragte Muawiya den Gouverneur von Kufa (Irak) Mugire bin Sube, Ali (r) von der Kanzel und nach den Gebeten in der Moschee zu verfluchen. Schließlich gab Mugire in einem Gespräch mit Suhan el-Abdi zu, das Hohe Amt  des Gouverneurs mittels der Verleumdung Alis bekommen zu haben (siehe herzu: Taberi, 6/108; Askeri, Aise, 1/376).

Der Prophet Muhammad (s) prophezeite: „Während des Baus der Propheten Moschee in Medina, sagte der Gesandte zu Ammar: „O Ammar, dass ist bedauerlich! O Ammar, eine Gruppe von Rebellen wird dich töten!““

Ammar wurde in der Schlacht von Siffin von Anhängern Muawiyas, der sich gegen den Kalifen Ali (r) erhoben hatte, getötet. (Bukhari, Manaqid, 22; Abu Dawud, Dschihad, 97)

Der Gesandte Gottes erklärte: „Diese Angelegenheit begann mit der Prophetenschaft und als eine Barmherzigkeit; dann wird sie Barmherzigkeit und Kalifat sein; danach wird sie sich in eine grausame Monarchie und schließlich in eine Ungerechtigkeit und Tyrannei verwandeln. „Weiter prophezeite er: „Gewiss, dass Kalifat nach mir wird dreißig Jahre währen, danach wird es eine Monarchie geben.“ (Abu Dawud, Sunna, 8; At-Tirmidhi, Fitan, 48; Ibn Hanbal, 4.273)

Die ersten dreißig Jahre der vier rechtgeleiteten Kalifen wurde tatsächlich von Muawiyas Herrschaftsanspruch unterbrochen.

  1. Abu Bakrs Kalifenzeit betrug 2 Jahre und 3 Monate.
  2. Omars Kalfienzeit, 10 Jahre und 6 Monate.
  3. Uthmans Kalifenzeit, 11 Jahre und 11 Monate.
  4. Alis Kalifenzeit, 4 Jahre und 9 Monate.
  5. Alis ältester Sohn Hasan, 7 Monate. ( Quelle: Kutub-i Sitte, Bd.5, S.380)

In der islamischen und in der westlichen Forschung herrscht Übereinstimmung darüber, dass nach der Zeit Muhammads (s) und der vier rechtgeleiteten Kalifen sich die Gesamtkonstellation grundlegend verändert hatte: Muawiya hat das Kalifat in eine monarchische Institution des persischen oder byzantinischen Typus transformiert.

Statt wie früher durch Akklamation, wird die Nachfolge des Propheten jetzt durch das bisher im Islam unbekannte dynastische Prinzip geregelt. Es gilt die Erbfolge- unhabhängig von persönlichen Qualitäten.

Auch erregten die Ommayaden schon bald wegen ihrer Verweltlichung, Luxuswirtschaft und ihres Despotismus Ärgernis bei frommen Muslimen (Murad Hofmann, Islam, S.83).

Was immer die Regierung tat, die Frommen von Medina betrachteten Muawiya als Usurpator (Gustav Edmund von Grunebaum in Welt Geschichte, Bd.1, S.7).

Ebu Zer el-Gifari war ein sehr naher Freund des Propheten und  chronologisch betrachtet der vierte Muslim. In einer Gelegenheit, wie uns die Historikern tradieren, disputierte Ebu Zer mit Muawiya folgendes:

Der Prophet sagte über dich (Muawiya): der immer viel isst und nie gesättigt wird. Die Umma (Gemeinschaft) solle sich davor hüten, wenn er zur Macht gelangt“.

 

„O Gott, verfluche ihn, und sättige ihn mit nichts anderes als mit Erde“. (el-Aktas, Ebu Zer, S.310)

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Ecevit Polat

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