Die erste im Koran mitgeteilte Geschichte nach ihrer chronologischen Offenbarung ist das Gleichnis über die zwei Gartenbesitzer:
„Und stelle ihnen das Gleichnis von zwei Männern vor: für den
einen von ihnen schufen Wir zwei Rebgärten und umgaben sie mit
Dattelpalmen, und dazwischen legten Wir Kornfelder an.
Beide brachten ihre Früchte hervor und versagten in nichts. Und in ihrer Mitte ließen Wir einen Bach hervorsprudeln. Und (der Garten) trug für ihn Früchte. Er sprach in herausforderndem Ton zu seinem Gefährten: „lch bin reicher als du an Besitz und mächtiger an Gefolgschaft.“
Und er betrat seinen Garten, während er sündig gegen sich selbst war. Er sagte: „lch kann mir nicht vorstellen, dass dieser je zugrunde gehen wird noch glaube ich, dass die Stunde heraufkommen wird. Selbst wenn ich zu meinem Herrn zurückgebracht werde, so werde ich ganz gewiss einen besseren Aufenthalt als diesen finden.“
„Sein Gefährte sagte zu ihm, indem er sich mit ihm
auseinandersetzte: „Glaubst du denn nicht an Ihn, Der dich aus Erde erschaffen hat, dann aus einem Samentropfen, (und) dich dann zu einem vollkommenen Mann bildete? Was jedoch mich betrifft Allah ist mein Herr, und nie will ich meinem Herrn etwas anders zur Seite stellen. Warum hast du nicht damals, als du deinen Garten betratest, gesagt: „Wie Allah es will (, so geschehe es); es gibt keine Macht, außer bei Allah“; wenn du mich auch geringer als dich selbst an Besitz und Nachkommenschaft siehst? So wird mein Herr mir vielleicht (etwas) Besseres als deinen Garten geben und wird auf ihn ein Strafgericht vom Himmel nieder senden, so dass er zu ödem Boden wird.
Oder sein Wasser versiegt so tief im Boden, dass du nimmer imstande sein wirst, es herauszuholen.“ Da wurde seine Frucht verwüstet, und er begann die Hände zu ringen wegen alldem, was er für den (Garten), dessen Bau zerfallen dalag, ausgegeben hatte. Er sprach: „Hätte ich doch meinem Herrn
niemanden zur Seite gestellt!“ (Koran 18:32-44)
Auch wenn es im ersten Augenblick den Anschein erweckt, dass der eine Gartenbesitzer gläubig ist und der andere nicht, so unterstreicht doch der Koranvers: „Er sprach: „Hätte ich doch meinem Herrn niemanden zur Seite gestellt!“ deutlich, dass der Undankbare auch ein Gottgläubiger war.
In der Schrift wird nachdrücklich darauf hingewiesen, die eigene persönliche Einstellung zum Materiellen im Angesicht der koranischen Maßstäbe zu überprüfen. Der Schöpfer sagt: „Wahrlich, Gott wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden: doch Er vergibt, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer Allah Götter zur Seite stellt, der ist in der Tat weit irregegangen.“ (Koran 4:116)
Interessant in diesem Zusammenhang ist die eigene Feststellung des wohlhabenden Besitzers: „Er sprach: Hätte ich doch meinem Herrn
niemanden zur Seite (Schirk) gestellt!“ (Koran 18:42)
Schirk ist die Beigesellung von Partnern zu Gott in Seiner Göttlichkeit, Herrschaft oder Souveränität. (Ali Ünal, der Koran, S. 1585)
Wie oben im Koranvers aufgeführt worden ist, kann Gott alles verzeihen außer Schirk. Die übertriebene Liebe zum Garten, war in jenem Augenblick wichtiger als alles andere im Leben für ihn. So sehr, dass Gott für ihn zweitrangig wurde. Murad Wilfried Hofmann stellt fest: „Man glaube im übrigen nicht, dass der im Koran sich widerspiegelnde Kampf der Muslime gegen die heidnische Vielgötterei seine Aktualität verloren hätte. Auch heute machen sich viele Menschen von anderem als Gott abhängig, nämlich von Karriere, gutem Aussehen, Geld, Alkohol, Nikotin und anderen härteren Drogen. Gesellt derjenige, der dies tut, Allah nicht ebenfalls Nebengötter bei, wie die alten Mekkaner?“ (Der Koran, Einführung, S. 11-12)
Die übertriebene Liebe und Zuneigung zu den materiellen Dingen und zu den eigenen Kindern, können den Menschen von seinen Pflichten gegenüber Gott hindern. In Allem, was der Mensch tut, muss Gott im Zentrum seiner Tat bleiben. Alles Andere sollte dem untergeordnet werden. Es kann kein Zufall sein, weshalb die erste Offenbarung das Gleichnis von den zwei Gartenbesitzern erwähnt. Auch heute gehen viele Muslime davon aus, wie in der Zeit der „Dschahiliyya“ (Unwissenheit), dass mit Schirk die Anbetung von Statuen gemeint ist.
Unzählige Koranverse erwähnen unermüdet die Tatsache, dass die moderne Götzenanbeterei nicht auf die Statuen beschränkt ist.
„Wahrlich, geprüft sollt ihr werden an eurem Vermögen und an euch selber“. (3:186)
„Eure Reichtümerund eure Kinder sind wahrlich eine Versuchung.“ (64:15)
Empfohlene Literatur hierzu: Ihsan Eliacik, „Mülk Yazilari“, Istanbul 2011
Mit der beste Beitrag auf diesem Blog… 5 von 5 Punkten! Go on like that Bro!
Slm Ecevit wieder super gemacht!!
Eine Sache würde ich noch gerne ergaenzen:
“Der Schöpfer sagt: “Wahrlich, Gott wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden: doch Er vergibt, was geringer ist als dies, wem Er will. Und wer Allah Götter zur Seite stellt, der ist in der Tat weit irregegangen.”(Koran 4:116)
Zu einer identischen Sure (4:48) hat Muhammad Asad folgerichtig im Kommentar 65 hinzugefügt:
…“Da dieses Ziel durch die Sünde des Schirk (“das Zuschreiben von göttlichen Eigenschaften zu etwas anderem neben Gott“) zunichte gemacht wird, beschreibt der Koran sie als “nicht vergebbar“, solange darauf beharrt wird, d.h. ausser und bis der Sünder bereut (vgl Sure 4 Verse 17 u 18)
Dies würde dann auch mit folgender Sure in Einklang stehen:
Sag: „(Also spricht Gott:) Oh ihr Meine Diener, die ihr euch gegen euch selbst vergangen habt! Verzweifelt nicht an Gottes Barmherzigkeit: siehe, Gott vergibt alle Sünden² – denn wahrlich, Er allein ist vielvergebend, ein Gnadenspender!
²Nämlich: immer, wenn der Sünder bereut und sich zu Ihm wendet
Sura 39 Vers 53 Die Botschaft des Koran – Muhammad Asad
Salamualeykum! Danke für deinen tollen Beitrag! Ich vertrete dieselbe Meinung wie du! Der Begriff Schirk beschränkt sich nicht allein auf die Vielgötterei. Es ist hier vielmehr um Abhängigkeit von etwas anderem als Allah gemeint. Super zum Ausdruck gebracht! Dein Beitrag lässt sich schön lesen!