Designer Melih Kesmen
„Gestaltet die Burkas bunter“
Europa diskutiert über das Burka-Verbot. Der Designer Melih Kesmen fordert mehr Gelassenheit und nennt die FDP-Politikerin Koch-Mehrin eine Trittbrettfahrerin.
Melih Kesmen: „Ich lehne Verbote ab, die kontraproduktiv sind.“ Foto: ap
taz: Herr Kesmen, wie gefällt ihnen die Burka?
Melih Kesmen: Wenn jemand diese freiwillig trägt, dann respektiere ich das. Ich respektiere es auch, wenn jemand den ganzen Tag einen Handstand macht, um sich Gott zu nähern. Als Frau würde ich sie aber nicht tragen.
In Belgien wurde nun der Ganzkörperschleier verboten. Was halten Sie davon?
Ich bin als Künstler davon abhängig, frei handeln und denken zu dürfen. Deswegen lehne ich Verbote ab, die kontraproduktiv sind – vor allem wenn diese das Äußerliche betreffen. Man kann und darf nicht per Gesetz vorschreiben, wie man sich zu kleiden hat. Ob einem das Kleidungsstück gefällt oder nicht. Aber ein Verbot verstößt gegen die Freiheitsrechte und ist verfassungswidrig.
Man muss man sich die Lage der Frauen im Einzelnen anschauen – und das hat wahrscheinlich keiner gemacht. Denn hier muss man differenzieren zwischen denen, die eine Burka freiwillig tragen, und denen, die dazu gezwungen werden. Die Frauen, die sich aus eigenen Stücken für eine Burka entschieden haben, werden durch solche Gesetze nicht in unsere Demokratie integriert – im Gegenteil: Sie sollen ja nicht mehr auf die Straße. Bestraft werden müssen die Männer, die ihre Töchter oder Frauen zum Tragen der Burka zwingen. Mit den Verbotsforderungen sendet die Politik falsche Signale. Es geht nicht um den Dialog, wieder einmal wird den Menschen von oben etwas aufgedrückt.
Melih Kesmen stammt aus Witten, ist Designer und Grafiker. Der 34-Jährige ist Gründer des Online-Labels Styleislam, das islamische Botschaften auf Kleidungsstücken präsentiert.
Welche Auswirkungen kann solch ein Verbot denn haben?
Man sollte diesen Frauen nicht das Gefühl geben, dass sie komplett aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Denn wenn Sie nur noch zu Hause bleiben, können sie ihre Rechte gar nicht mehr einfordern. Man sollte das Gespräch mit ihnen suchen und sie nicht einschüchtern!
Unter modischen Aspekten betrachtet müssten sie sich doch über das Verbot freuen?
Tatsächlich kann bei der Burka noch mehr passieren, die ist ja sehr puristisch und minimal. Und visuell gefällt sie mir nicht, es ist eine zweidimensional, flach wirkende Fläche.
Wie könnte man die Burka etwas aufpeppen?
Ich persönlich spreche eine andere Gruppe von Muslima an und gestalte für diese jungen Menschen Designs. Als Designer wäre mein Tipp, die Burka farbenfroher zu gestalten.
Interview: CIGDEM AKYOL/TAZ