Frauen und die islamische Bewegung

Eine Anekdote von Prof. Yusuf al-Qaradawi

1. Die Verbreitung von Hardliner-Vorstellungen

Ich muss ganz offen sagen, dass der islamische Aktivismus die Bühne der Verbreitung von Hardliner-Vorstellungen geworden ist, die jetzt die Beziehung zwischen Mann und Frau beherrschen, wobei manche die strengsten Meinungen, die jemals dazu gefunden wurden, übernehmen. Dies habe ich selbst auf vielen Konferenzen und Symposien sogar in Europa und den Vereinigten Staaten gesehen. In den 1970ern besuchte ich in vielen Jahren jährliche Konferenzen der Muslimischen Studentenunion (Muslim Student Union) in den Vereinigten Staaten und Kanada. Sowohl Männer als auch Frauen nahmen an den Vorträgen und Diskussionen teil und hörten den Kommentaren, Fragen, Antworten und Diskussionen zu jedem islamischen Thema zu, einschließlich der akademischen, gesellschaftlichen und politischen Themen. Die einzigen Sitzungen, die nur für Frauen waren, waren jene, die Fragen behandelten, die nur Frauen betrafen.

In den 1980ern jedoch, besuchte ich einige Konferenzen in den Vereinigten Staaten und Europa und bemerkte, dass Frauen von einem großen Teil der Vorlesungen und Diskussionen ferngehalten wurden. Manche Frauen beklagten sich darüber, dass sie die ständigen Vorlesungen über die Rolle und Pflichten der Frau satt hatten und betrachteten die ständige Wiederholungen dieser Vorträge, denen sie zuhören mussten, schon als eine Art Strafe. Ich verurteilte dies bei mehr als einer Konferenz, die ich besuchte und teilte den Organisatoren mit, dass das Dabeisein zum Gottesdienst und zum Aneignen von religiösem Wissen gehört und dass es niemals im Islam Moscheen gegeben hat, die nur für Frauen und andere, die nur für Männer reserviert waren. Zur Zeit des Propheten besuchten auch Frauen die Sitzungen, in denen der Prophet den Muslimen die Religion lehrte. Die Frauen nahmen auch gemeinsam mit den Männern am Freitagsgebet, den beiden Festgebeten und anderen Gemeinschaftsgebeten teil. Sie fragten auch detaillierte Fragen über Frauenangelegenheiten ohne durch ihre Schüchternheit vom Erlernen der Religion abgehalten zu werden. Dies wurde von Aischa (möge Gott mit ihr zufrieden sein) selbst berichtet. Die Bücher der Sunnah sind voll von Fragen, die von Frauen an den Propheten gerichtet wurden und schließt auch Fragen von Frauen ein, die nur sie selbst betrafen und solche von Frauen, die eine Frage im Namen aller Frauen an den Propheten richteten, wie die Frau, die sagte: „Oh Gesandter Gottes, ich wurde zu Dir von den Frauen geschickt …

Frauen baten den Propheten auch, einen gesonderten Tag für sie zu reservieren, an dem sie dem Propheten Fragen stellen konnten ohne von den Männern gestört zu werden. Dies war ein besonderes Privileg, das den Frauen gegeben wurde, zusätzlich zu den öffentlichen Vorträgen, die sie gemeinsam mit den Männern besuchten.

2. Das Problem der islamischen Frauenarbeit.

Das Problem an der islamischen Frauenarbeit ist, dass es Männer sind, die sie leiten, nicht die Frauen selbst; und Männer achten darauf, dass sie es im Griff behalten, so dass weibliche Führungskräfte nie wachsen können. Männer drängen sich in der islamischen Frauenarbeit auf, sogar bei Frauentreffen, als ob die Schüchternheit zurückhaltender muslimischer Frauen ausbeuten würden und erlauben ihnen nie, ihre eigenen Angelegenheiten in ihre Hände zu nehmen. Auf diese Weise wird weiblichen Talenten nie eine Chance gegeben, ihre Fähigkeiten zu beweisen oder sie können nie durch Fehler in der Schule des Lebens lernen.

Allerdings sind unsere muslimischen Schwestern nicht ganz frei von jeder Mitschuld. Sie haben sich diesem bedauernswerten Zustand selbst unterworfen, indem sie sich mit einem bequemen Leben zufrieden geben, in dem Männer für sie denken und auswählen. Es ist höchste Zeit, dass sie die Initiative ergreifen und die Türen der eigenen Bemühung öffnen. Im letzten Jahr wurde ich zu einem Vortrag vor Studentinnen in Algier eingeladen. Wie es nach solchen Vorträgen üblich ist, nahm ich Fragen von den Mädchen entgegen, die mir in schriftlicher oder mündlicher Form zugeleitet wurden. Einige junge Männer waren anwesend und einer von ihnen nahm die Fragen, sortierte sie aus und gab mir jene weiter, die er fand, dass sie beantwortet werden sollten und ließ jene weg, die seiner Meinung nach nicht beantwortet werden sollten. Ich kritisierte dieses Verhalten und sagte zu ihm: „Warum lässt Du dies nicht eines der Mädchen tun? Warum müsst ihr Männer immer Eure Nasen in die Angelegenheiten der Frauen stecken? Lasst sie tun, was sie wollen und lasst sie die Fragen selbst aussortieren und dann vorlesen , sagte ich. Es war, als ob ich den Mädchen eine schwere Last abgenommen hätte und eine kam schnell nach vorne um die Rolle eines der Männer, einzunehmen.

Quelle: Islamic News and Information Network (inin@inin.net)<
Übersetzung aus dem Englischen von Vanessa Steinmayer

ÜBER DEN AUTOR

Ecevit Polat

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