Der oberste Rat für Islamische Angelegenheiten und Minister für Religiöse Stiftungen, Prof. Mahmoud Hamdi Zakzouk schrieb in seinem 1999 veröffentlichen Buch:
1. Es ist wahr, daß der Islam einem Muslim erlaubt, eine Nichtmuslima (Christin oder Jüdin) zu heiraten, aber er verbietet dasselbe einer Muslima. Im ersten Augenblick sieht das wie ein Verstoß gegen die Gleichberechtigung aus, aber wenn man den Grund hierfür erfährt, versteht man, daß die islamische Gesetzgebung auch hier die Wohlfahrt aller Beteiligten anstrebt.
2. Die Heirat im Islam beruht auf “Barmherzigkeit und Zuneigung” sowie emotionaler Harmonie. Der Islam strebt an, daß die Ehe auf einer gesunden Basis aufgebaut wird, so daß die Beständigkeit der Ehe garantiert werden kann. Darüber hinaus ist der Islam eine Religion, die alle anderen monotheistischen Religionen ehrt und ihren Anhängern befiehlt, an alle anderen Propheten zu glauben. Dies ist ein grundlegender Bestandteil der islamischen Glaubenslehre. Wenn der Muslim eine Christin oder eine Jüdin heiratet, dann ist er von seiner Religion her beauftragt, ihren Glauben zu respektieren. Er darf ihr nicht verbieten, ihren Religionsvorschriften zu folgen und die Kirche bzw. die Synagoge zu besuchen. Diese Respektierung der Religion der Frau sichert die Wohlfahrt der Familie, welche der Islam anstrebt.
3. Wenn aber ein Nichtmuslim eine Muslima heiratet, dann ist diese Bedingung, daß er ihre Religion respektiert, nicht gegeben. Der Muslim respektiert die früheren Offenbarungsreligionen und glaubt an alle Propheten Gottes. Der Nichtmuslim glaubt aber nicht, daß der
Prophet Mohammed von Gott gesandt wurde und respektiert nicht den Islam. In den meisten Fällen neigt er dazu, an alle Lügen und Gerüchte, die über den Islam und seinen Propheten verbreitet werden, zu glauben. Wenn er dies nicht in Anwesenheit seiner Frau zugibt, wird sie doch immer das Gefühl haben, daß ihr Mann ihre Religion verachtet. Der gegenseitige Respekt zwischen Mann und Frau, der eine notwendige Grundlage für jede Ehe ist, würde damit fehlen. Dies würde entweder zur Scheidung oder zu einer unglücklichen Ehe führen.
4. Der Islam widersprach sich selbst nicht, als er die Ehe eines Muslims mit einer Nichtmuslima, die weder Christin noch Jüdin ist, verbot. Daß eine Muslima einen Nichtmuslim nicht heiraten darf, ist bereits erklärt worden. Der Muslim glaubt an alle geoffenbarten Religionen; alle anderen, die keinen Gott lehren, gelten ihm als menschliche Religionen. Wenn er also eine Frau heiraten würde, die nicht an Gott glaubt, könnte er ihren Glauben nicht respektieren. Eine solche Ehe wäre daher von Anfang an auf eine unsichere Grundlage gebaut.
Jedoch gibt es auch eine andere Sichtweise. Nasr Hamid Abu Zaid kommt zu dem Entschluss:
Die Rechtfertigungen der modernen Religionsgelehrten zur Unterstützung der klassischen Position lassen sich leicht in Frage stellen. Mit Blick auf die Frage der Gleichheit in interreligiösen Ehen braucht man hier nur festzuhalten, dass diese Gelehrten noch immer an die Überlegenheit des Mannes in Familienangelegenheiten glauben.
Dementsprechend behaupten sie, dass der Glaube einer nicht-muslimischen Frau, die mit einem Muslim verheiratet sei, respektiert werde. Sei eine muslimische Frau dagegen mit einem Nicht-Muslim verheiratet, dann sei zu befürchten, dass der Mann den Glauben seiner Frau nicht respektiere.
Die Gelehrten erinnern hier also daran, dass der Islam als die letzte göttliche Offenbarungsreligion das Judentum und das Christentum respektiert, weshalb der Glaube einer nicht-muslimischen Frau, die mit einem Muslim verheiratet sei, durch dessen Glauben geschützt sei.
Umgekehrt sei das nicht möglich, weil das Christentum nur das Judentum und das Judentum weder das Christentum noch den Islam anerkenne.
Man sieht, dass die Gelehrten weiter in einer patriarchalen und religiösen Weltsicht gefangen sind. (Gottes Menschenwort, für ein humanistisches Verständnis des Koran, Abu Zaid)
Unterstützung bekommt Prof. Abu Zaid vom ehemaligen Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Istanbul, Yasar Nuri Öztürk. Ferner schrieb dieser bereits in seinem Bestseller Buch im Jahre 2000 folgendes:
„Es gibt kein prinzipielles Verbot, dass muslimischen Frauen Männer dieser Religionen nicht ehelichen dürften- dies bleibt der Zeit und den sonstigen Umständen überlassen. (Der Verfälschte Islam, S. 119)
Der ehemalige sudanesische Parlamentspräsident und Islamgelehrte Hasan el-Turabi äußerte sich in einem Interview wie folgt zu diesem Thema: „Die Muslime wussten, dass die Christen die Offenbarung des Propheten nicht anerkennen würden. …. Dennoch verbietet der Koran eine solche Eheschließung nicht explizit. Selbst wenn ein Christ nicht an die Botschaft des Propheten glaubt, aber tolerant ist, würde ich persönlich keine Einwände gegen die Heirat einer Muslima mit einem Christen haben.“ (Islam, Avenir DU Monde, 1997, S.114)
Ein interessantes Thema. Abdülaziz Bayindir dürfte Dir vielleicht bekannt sein. Er hat sich auch zu dieser Thematik geäußert und hält nichts von dem Heiratsverbot, das muslimische Frauen nicht mit nicht-muslimischen Männern verheiratet sein dürfen:
Evli kadın mürted olursa nikah düşer mi (Video)? (Süleymaniye Vakfi / 21.05.2010)
und hier etwas ausführlicher:
Din Farklılığının Evliliğe Etkisi (Video) (Süleymaniye Vakfi / 19.05.2009)
Ich finde es sehr überzeugend!
Ich habe noch ein paar mehr Sachen auf meinem Blog verlink:
http://serdargunes.wordpress.com/ilmihal/
Sehr toller Beitrag. Ellerine Saglik. Sehr einleuchtend sachlich.
@serdar Abi, selamu aleikum.
Ich freue mich dass Sie Prof. Dr. Abdulaziz Bayindir kennen. Ich und der Verfasser dieses Artikels (Ecevit Abi) kennen Abdulaziz Bayindir. Mitte April haben wir Ihn in Wiesbaden & Neuss bei seinem Vortrag persönlich kennegelernt, und hatten die Ehre mit Ihm in Köln essen zu gehen und uns auszutauschen. Wir haben eine 6 Köpfige kleine Gruppe gebildet um die Werke von Herrn Prof. Bayindir ins deutsche zu übersetzen. Wir haben schon ein Buch (Aracilik ve Sirk) von ihm übersetzten lassen, und sind kurz davor es zu veröffentlichen bzw. zu drucken. Nebenbei sind Ecevit Abi und ich dabei, seine kurzvideos aus dem Netz ins deutsche zu übersetzen und als Untertitel einzufügen. Sie sind an der Frankfurter Uni Aktiv wie ich mitbekommen habe? Wir würden gerne als zweites Buch von Ihm das „Kur’an Isiginda Tarikatciliga Bakis“ übersetzen lassen. Meine große Bitte….Hätten sie vielleicht in Ihrem Kreis ein Student oder eine Studentin, die Interesse hätte solch eine Aufgabe zu übernehmen? Natürlich würden wir bereit sein, dies finanziell zu unterstützen.
Ps: Prof. Dr. Abdulaziz Bayindir werden wir insallah am 26. oder am 27. Juni nocheinmal hier in Deutschland begegnen. Wenn Sie Interesse haben, würden wir uns Freuen, Sie dabei zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Baycan Yanar
Ich kenne Prof. Bayindir nur von seinen Schriften und Videos. Ich finde Süleymaniye Vakfi und das was sie tun, für sehr wertvoll. Und verglichen mit vielen traditionellen Meinungen in der Türkei (und überhaupt in der islamischen Welt) stellen sie ein Korrektiv dar, in dem sie auf die eigentlichen Quellen schauen.
Obwohl ich selber eher der Ankaraner Schule näher stehe, hoffe ich das Bayindir und Süleymaniye Vakfi mit ihrer Tätigkeit den ganzen Staub aus der Fikh wegblasen. Besonders finde ich das Buch Kur’an Işığında Doğru Bildiğimiz Yanlışlar ganz gut, besser als manchen Ilmihal. Soweit ich weiß gibt es jetzt davon eine dritte Auflage. Es gibt durchaus einiges, wo ich mit Prof. Bayindir nicht einer Meinung bin (z.b Evolution usw.). Aber das gehört zum Pluralismus dazu.
Ich werde mal bei unseren Studenten fragen, ob sie bereit wären eine Übersetzung zu machen und sie dann auf Dich verweisen.
Was den Besuch betrifft, nichs lieber als das, aber das Semester ist sehr dicht und ich habe einiges zu schreiben (besonders meine Doktorarbeit). Das wird also eher nicht gehen. Aber wir werden bestimmt noch sehr viel von ihm hören.
Übrigens war Prof. Bayindir mal zu Besuch bei uns, vor nem Monat oder mehr in unserem Institut. Er hatte Prof. Özsoy besucht. Leider war ich da nicht zugegen.
Selam Serdar,
zunächst einmal muss ich deinen Blog loben. Es sind dort reichhaltige und qualitative Informationen enthalten, wirklich schön gemacht.
Wie oben Bruder Baycan im Beitrag erwähnt hat, werden wir uns in Zukunft darauf konzentrieren, die Werke von Bayindir Hoca zu übersetzten. Aus dem einfachen Grund- wie du so schön schriebst: ..“Bayindir und Süleymaniye Vakfi mit ihrer Tätigkeit den ganzen Staub aus der Fikh wegblasen“.
Die Ankaraner Schule schätze ich persönlich sehr, besonders die Arbeit von Ilhami Güler und Hayri Kirbasoglu. Schade finde ich, dass neben Felix Körner noch keiner die Publikationen übersetzt und herausgegeben hat, wirklich schade.
Wird es denn in absehbarer Zeit, Publikationen in deutscher Sprache erscheinen, hast du infos darüber?
Danke für die Blumen. Ihr habt Euch echt was vorgenommen mit den Übersetzungen. Ich kann euch wirklich nur Kraft und Ausdauer wünschen. Es zahlt sich bestimmt aus.
Ilhami Güler ist öfters mal in Frankfurt. Hayri Hoca war auch schon hier, bei Symposien. Ich profitieren von beiden ungemein.
Ne Du, neben Felix Körner weiß ich sonst keinen, der übersetzt. Aber Felix Körner macht das auch gut. Mal sehen, vielleicht kommt ja wieder was in nächster Zeit.
Es könnte sein, das in Zukunft die Zeitschrift Islamiyat wieder reanimiert wird. Aber konkret steht noch nichts fest.
Aber im Endeffekt kommt es nicht nur darauf an, das man alles von den Leuten ins Deutsche übersetzt, sondern das auch etwas in Deutschland auf Deutsch geschrieben wird. Wir brauchen hier unbedingt ein islamische Theologie. Die Erzeugnisse aus der Türkei und anderen Ländern können dabei sehr hilfreich sein, aber es nicht ersetzen. Ich denke wir sind auf einem guten Weg 🙂
Salam aleikum,
ich danke dir sehr für deinen Blog. Ich suche seit längeren einen Beweis warum es Frauen im Koran verboten ist sein Männer aus der REligion des Buches zu ehelichen.
Sure 60, Vers 10 wird oft zur „Verneinung der Ehe mit Nichtmuslimen“ zitiert- . Doch dabei wird der Kontext missachtet. Liesst man die gesamte Sure, die gerade mal aus 13 Versen besteht, so erkennt man: Es wird zwischen „guten, friedlichen“ Ungläubigen differenziert und jenen, die die Muslime ihres Glaubens wegen „bekämpft“ haben- die man auch deshalb nicht zu „Freunden“ ernennen soll und die man DESHALB nicht heiraten darf. Das ist keinesfalls ein „allgemeines Gebot“, sondern an eben jenen Kontext gebunden.
Ich bin mit einem Christen seit 4 Jahren zusammen und selbst Muslima. vor 6 Tagen habe ich es meinem Vater gesagt, allerdings war die Reaktion genau so, wie ich es befürchtet habe, katastrophal und er will nicht mehr das ich meinen Freund sehe! Meine Eltern akzeptieren meinen Freund erst dann, wenn er konvertiert. Was er aber nicht tun wird. Die Fronten sind ziemlich verhärtet. Mein Vater hört sehr auf die Hodscha´s und würde niemals einen anderen Rat akzeptieren.Mein Vater hat einen Herzinfarkt überlebt und nun geben meine Geschwister mir die Schuld daran das es soweit gekommen ist. In Hadith und den Übersetzungen des Koran´s wird die Ehe als Verbot dargestellt!!
Ich habe heute meinem Freund mitgeteilt das wir nicht zusammen sein können, weil es der Islam verbietet. Aber immer wieder lese ich( wie im Buch von Yasar Nuri Özturk („Der verfälschte Islam“) das es Gegenmeinungen gibt. Ich bitte um euren Rat, eure Hilfe.
Danke wasalamu Alleikum
Selam. Also ich würde gerne einige Unstimmigkeiten klären wollen zu dem letzten Kommentar. Ohne mich jetzt hierbei zu positionieren, möchte ich darauf hinweisen, dass wir zwischen universell und Kontext unterscheiden müssen. Der Koran unterscheidet sich zwar im historischem und universellen Botschaft, jedoch sind wir nicht in der Lage diese zu entscheiden. Welche Verse werden zwischen Befehle und einer Aufklärung unterschieden? Befehle sind meistens nur im Kontext, doch Aufklärungen sind meist immer universell. Hierzu haben viele rationalorientierten Gelehrte wie Muhammad Abduh (gest. 1905) von dem auch Yasar Nuri Öztürk sehr profitiert hat stellungen genommen. Und dieser Vers gilt nuneinmal nicht nur im Kontext zu betrachten, sondern ist eine Zeitlose Aufklärung.
Es gibt allerdings auch zwar Überlieferungen als Argument, wo die Tochter des Propheten mit einem Mann aus dem verfeindeten Stamm der Kureisch verheiratet gewesen war, und er es geweigert hatte den Islam anzunehmen, wobei der Prophet nicht verlangt hatte, diese Ehe zunichte zumachen obwohl sie getrennt gelebt hatten. Die Trennung hatte etwas mit der Emigration nach Medina zutun gehabt. Ab und zu erlaubte der Prophet, dass sie sich treffen, wenn er mit einer Karawane richtung Medina vorbei kam. Aber dieser Argument könnte man leicht wiederlegen in dem man sagt, dass sie vorher schon verheiratet gewesen waren und dies der Grund war, weshalb der Prophet sie nicht trennen ließ. Letzten Endes konnten die keine richtige Ehe führen.
“Ein Muslim darf nur eine Frau heiraten, die gottgläubig ist, sei sie Jüdin oder Christin (5:5). Aufgrund eines Analogieschlusses aus 2:220 und 60:10 geht man davon aus, dass muslimische Frauen nur Muslime heiraten dürfen. Ehegatten sind nach islamischen Erbrecht allerdings nur dann gegenseitig erbberechtigt, wenn beide Muslime sind”. (Murad Hofmann – Einführung Islam).
Ich denke es hat schon einen Sinn, weshalb Gott hier nur die Männer erwähnt, und nicht die Frau. Sonst heißt es überall, „Ihr Männer und Frauen“. wieso nicht bei diesem Vers? wieso werden hier nur den Männern diese Art von Heirat legitimiert? Wollen wir einfach in einem Vers, wo keine Spur von einer Erwähnung der Frau zu sehen ist, einfach die Frau mit einbeziehen? Wollen wir Gott die Religion beibringen?
„Sag: Wollt ihr Gott über eure Religion belehren?“ 49:16.
Ich bevorzuge die Sicht von Muhammad Asad:
“Während es muslimischen Männern erlaubt ist, Frauen von den Anhängern einer anderen Offenbarungsreligion zu heiraten, dürfen muslimische Frauen keine Nichtmuslime heiraten. Denn der Islam gebietet die Ehrerbietung gegenüber allen Propheten, während die Anhänger anderer Religionen einige von ihnen verwerfen – z.B. den Propheten Muhammad oder, im Fall der Juden, sowohl Muhammad als auch Jesus. Während also eine nichtmuslimische Frau, die einen Muslim heiratet, – trotz aller dogmatischen Unterschiede sicher sein kann, daß die Propheten ihres Glaubens in ihrer muslimischen Umgebung mit höchstem Respekt genannt werden, wäre eine muslimische Frau, die einen Nichtmuslim heiratete, immer einerMißachtung desjenigen ausgesetzt, den sie als Gottes Gesandten ansieht”. (Die Botschaft des Koran; Erläuterung zu Sure 5:5)
Außerdem gab es auch Christen, die den Muslimen nicht feindlich gesinnt waren, wie der Koran bestätigt. Jedoch gibt es keinen historischen Beleg, dass eine Muslima zu der zeit mit einem Christen verheiratet gewesen ist.
wslm
Das ist doch total wiedersprüchlich was hier geschrieben steht.
Wenn ein Moslem eine Christin oder Jüdin heiratet dann wird er das respektieren und darf ihr nicht verbieten, ihren Religionsvorschriften zu folgen.
Wenn aber ein Christ eine Muslima heiratet heißt es das der Christ den Islam nicht akzeptiert und ihr die Religionsvorschriften verbietet?! Nein er wird ihr auch alle Religionsvorschriften erlauben.
Also ist es das gleiche, da die Christin doch genauso wenig wie der Christ an den Islam glaubt und ihn ja dann nicht „akzeptiert“, ganz egal ob Christ oder Christin.
Wenn eine Christin einen Moslem heiratet ( was ja erlaubt ist ) glaubt sie ja auch nicht an Mohammed und alle anderen Propheten und respektiert somit auch nicht den Islam! Das ist das gleiche als wenn ein Christ eine Muslima heiratet.
Jeder der sich etwas Gedanken macht weiß das hier alles schön geredet wird. Es dient nur dazu im den Islam aufrecht zu erhalten, da Christen die Muslima schneller umstimmen könnte zum Christentum zu wechseln.
As-salamu alaikum,
da kann ich Ilina nur zustimmen. Das Argument ist für mich ebenfalls absolut unlogisch.
Wieso sollte ein nichtmuslimischer Mann der Religion seiner muslimischen Frau weniger Respekt entgegenbringen und sie an ihrer freien Religionsausübung eher hindern, als im umgekehrten Fall ?
Eine Christin oder Jüdin könnte ihren muslimischen Ehemann ebenfalls negativ beeinflussen und ihn vom Islam abbringen.
Ein weiterer Punkt, weshalb man sich gegen eine Ehe zwischen einer Muslimin und einem Nichtmuslim ausspricht, ist die (religiöse) Erziehung der Kinder, die der Tradition nach dem Vater obliegt.
Das ganze entspringt jedoch einer patriarchalischen Gesellschaft, die z.B. hier in Deutschland nicht mehr existiert. Sowohl Mann als auch Frau sind für die Erziehung ihres Kindes gleichermaßen verantwortlich. Daher ist es auch vollkommener Blödsinn an dem Argument festzuhalten.
Im Koran steht außerdem nirgendwo explizit, dass es einer muslimischen Frauen verboten ist einen tugendhaften, gläubigen Mann von denen, welchen die Schrift zuvor gegeben wurde (also Christ oder Jude), zu ehelichen. Im Koran wird auch die Heirat mit einem Heiden, also einem der die Existenz Gottes leugnet (heute würde man sagen Atheist), nicht explizit verboten. Es wird allerdings darauf hingewiesen, dass es besser wäre einen gläubigen Mann zu heiraten. Es handelt sich lediglich um eine Empfehlung. Ein Verbot ist jedoch nicht gegeben.
2:221
„Und heiratet keine Heidinnen, bevor sie gläubig geworden sind. Wahrlich, eine gläubige Sklavin ist besser als eine Heidin, so gut sie euch auch gefällt. Und verheiratet euere Töchter nicht an Heiden, bevor sie gläubig wurden. Wahrlich ein gläubiger Sklave ist besser als ein Heide, so gut er euch auch gefällt. Jene laden zum Feuer ein. Allah lädt mit seiner Gnade zum Paradies ein und zur Verzeihung und macht den Menschen Seine Botschaft klar; vielleicht nehmen sie es sich zu Herzen.“
5:5
„Heute sind euch alle guten Dinge erlaubt. Auch die Speise derer, denen die Schrift gegeben wurde, ist euch erlaubt, so wie euere Speisen ihnen erlaubt sind. Und erlaubt sind euch zu heiraten tugendhafte Frauen, die gläubig sind, und tugendhafte Frauen von denen, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde, sofern ihr ihnen ihr Brautgeld gegeben habt und tugendhaft mit ihnen lebt, ohne Unzucht, und keine Geliebten nehmt. Wer den glauben verleugnet, dessen Werk ist furchtlos, und im Jenseits ist er einer der Verlorenen.“
Was auch interessant und der Geschichte zu entnehmen ist, aber vielleicht oft in Vergessenheit gerät:
Zaynab, die Tochter des Propheten, Friede und Segen sei auf ihm, war mit Abu al-As ibn ar-Rabi verheiratet. Zaynab nahm den Islam an, ihr Mann blieb Nichtmuslim. Dies führte zu Familiendifferenzen. Wobei diese hauptsächlich von der nichtmuslimischen Seite ausgingen und man Abu al-As ibn ar-Rabi dazu drängte, er möge sich von seiner Frau Zaynab trennen. Die beiden blieben aber verheiratet.
Abu al-As ibn ar-Rabi nahm erst einige Zeit später in Medina den Islam aus Überzeugung an.
Wäre es einer Muslimin tatsächlich verboten mit einem Nichtmuslim verheiratet zu sein, so hätte der Prophet, Friede und Segen sei auf ihm, darauf bestehen können, dass sich seine Tochter von ihrem Mann scheidet. Hat er aber nicht und gerade das sollte uns alle zum Nachdenken anregen.
Nachtrag:
@Ilina „….da Christen die Muslima schneller umstimmen könnte zum Christentum zu wechseln“
Wieso glaubst du, dass eine Muslimin sich von einem Christen schneller umstimmen lassen könnte ?
Klingt beinahe so als würdest du uns Musliminnen für schwach, wenig selbstbewusst, beeinflussbar und naiv halten. Dem ist nämlich keinesfalls so.
Sorry, falls ich mich täusche, aber deinen Satz verstehe ich jetzt irgendwie nicht ganz.
Im Alten Testament der Bibel steht geschrieben, dass Gott eine Ehe zwischen verschieden Gläubigen verbietet, da sich die Eheleute gegenseitig ablenken. Eine Ehe kann so nicht funktionieren und sie tut es auch nicht, wie die Erfahrungen zeigen.
@Monika
Ob eine interreligiöse Ehe funktioniert hängt ganz allein von einem selbst und dem Partner ab. Beide müssen ihrem Partner mit dem notwendigen Respekt begegnen und Kompromisse eingehen. Wenn einer oder gar beide damit ein Problem haben, dann funktioniert es natürlich nicht.
Ich kenne einige interreligiöse Paare, bei denen sie Muslimin und er Christ ist – und es funktioniert bestens.
Es gibt also keine Stelle im Koran, die aussagt, dass eine muslimische Frau, sobald sie einen nicht-muslimischen heiratet, getötet werden solle?
Denn solch einen Quatsch hat vorhin jemand in Facebook geschrieben. Daraufhin bin ich auf die Suche, ob das wirklich stimmen solle und kam hier auf diese Seite.
Ich dachte mir gleich, dass so etwas niemals im Koran stehen könne. Weil ich bis jetzt meist nur Aussagen in Verbindung mit guten menschlichen Werten fand und mit viel Vernunft.
Der Grund ist wohl darin zu suchen, dass bisher nur Männer mit der Exegese befasst waren. Da schlägt eine archaische Tradition durch.
In Zeiten, wo auch in islamischen Ländern Frauen studieren, Ministerposten bekleiden, Fernsehsender leiten und das Richteramt ausüben, kann man wohl nicht mehr zu Recht davon ausgehen, Frauen seien leichter beeinflussbar als Männer.
Denn genau das wird in der traditionellen Lesart als Begründung dafür angeführt, dass muslimische Männer Christinnen oder Jüdinnen heiraten dürfen, muslimische Frauen aber keine Christen oder Juden. Man geht davon aus, dass ein Muslim zwar standhaft genug ist, den Einflüsterungen seiner andersgläubigen Frau widerstehen zu können. Aber einer Muslima spricht man diese Fähigkeit schlichtweg ab.
Es stimmt natürlich auch nicht, dass im Koran stets Männer und Frauen angesprochen sind. Einige Verse, die beispielsweise das Paradies beschreiben, in dem keusche Mädchen sein werden, wenden sich ausdrücklich nur an Männer. Und Aisha soll sich einmal sogar darüber beklagt haben, dass sich der Koran hauptsächlich an Männer richtet.
Allerdings wird auch an mehreren Stellen die Gleichstellung bzw. Gleichwertigkeit von Mann und Frau erwähnt, siehe 76:96-97, 3:195 und 9:71-72.
Eine ungleiche Behandlung der beiden Geschlechter ist also nur gerechtfertigt, wenn sie der Koran vorschreibt – und das trifft auf die Heirat nicht zu.
Sure 2:221 verbietet beiden Geschlechtern, Polytheisten zu heiraten.
Dem Vers 5:5, der (männlichen) Muslimen die Heirat mit Christinnen und Jüdinnen ausdrücklich erlaubt, steht unmittelbar im Anschluss an die Verse 3 bis 4 derselben Sure, in der es um den Propheten, Friede und Segen auf ihm, geht – und der war eindeutig ein Mann. Es handelt sich meiner Ansicht nach um eine Bekräftigung von 2:221. Daraus ein Verbot für Muslimas abzuleiten, halte ich für sehr weit hergeholt bzw. nicht gerechtfertigt, denn:
Die Verse 66:1-2 und 5:87-88 sagen eindeutig, dass nichts verboten werden darf, was der Koran erlaubt. Und da der Koran Frauen und Männern nur die Heirat mit Polytheisten verbietet, ist meiner Meinung nach Frauen und Männern die Heirat mit ChristInnen und Ju(e)dInnen erlaubt – auch wenn das nicht die offizielle Lesart ist.