Die ältesten muslimischen Historiker tradierten schriftlich, dass Abu Dharr al- Gifari (gest. 652) chronologisch als Fünfter die Religion des Islam annahm (Ibn Sa´d, K. at-tabaqat, Bd. 4, S.164, Hrsg. J Lippert, Leiden 1906). Das Wesentliche an Abu Dharr´s Weltanschauung war insbesondere seine (im heutigen Sinn) antikapitalistische Grundhaltung. Doch blieb auch seine soziale Kritik nicht immer ungeschont vor Angriffen. Zeitgenössische Denker wie der Ägypter Ahmad Amin (gest. 1954) werfen Abu Dharr sogar vor, dass dieser bei seiner antikapitalistischen Partizipation, maßgeblich vom Mazdaismus (Zoroastrismus) beeinflusst worden war (Ahmad Amin, Fecru´l-Islam, S. 110-111, 269).
Der dritte Kalif Uthman (gest. 656) beförderte die wichtigsten Positionen der neuen islamischen Provinzen mit den Angehörigen seines Clans der Umaiyaden (türk.Emeviler). Die Gouverneursposten von Syrien, Ägypten, Basra und Kufa wurden von nun an von der Sippe der Umaiyaden besetzt. Aus diesem Grund wurde dem Kalifen Uthman eine zielgerichtete Vetternwirtschaft seitens der Bevölkerung von Medina und Mekka vorgeworfen (siehe hierzu: Ali Akin, Islam´a nasil kiydilar, S. 189-198 und: Gudrun Krämer, Geschichte des Islam, S. 36-37).
Als Muawiya (gest. 680) von Uthman zum Statthalter von Syrien auserkoren wurde, entwickelte sich in nur wenigen Jahren eine strukturelle Luxuswirtschaft. Der ehemalige deutsche Botschafter Dr. Murad Wilfried Hofmann schreibt zu diesem Geschehen folgendes: „Auch erregten die Umaiyaden schon bald wegen ihrer Verweltlichung, Luxuswirtschaft und ihres Despotismus Ärgernis bei frommen Muslimen“ (Murad Hofmann, Islam, S. 83).
Einige getreue Weggefährten des Propheten konnten nicht einfach tatenlos zusehen, dass die neuen Machthaber sich persönlich vom öffentlichen Besitz bereicherten. Den Gegnern von Muawiya zufolge war die Anforderung der Religion, das Reichtum (durch Steuereinnahmen) unter der Bevölkerung gerecht zu verteilen. Abu Dharr avancierte sich zum heftigsten Kritiker gegen die neu formierende aristokratische Elite von Damaskus. Als er eines Tages den Statthalter Muawiya aufsuchte, trug er ihm folgende Koranverse 9:34-35 vor:
„0 die ihr glaubt, viele von den Gelehrten und den Mönchen verschlingen fürwahr den Besitz der Menschen auf nichtige Weise und halten von Allahs Weg ab. Diejenigen, die Gold und Silber horten und es nicht auf Allahs Weg ausgeben, denen verkünde schmerzhafte Strafe, am Tag, da im Feuer der Hölle darüber heiß gemacht wird und damit ihre Stirnen, ihre Seiten und ihre Rücken gebrandmarkt werden: Dies ist, was ihr für euch selbst gehortet habt. Nun kostet, was ihr zu horten pflegtet!“ (Prof. Ibrahim Hasan, Islam Tarihi, Bd. 2, S. 31-33).
Muawiya erwiderte mit gehobenem Haupt, dass nicht er, sondern die Leute des Buches (die Christen) in dem Koranvers diskreditiert würden. Abu Dharr blickte tief in die Augen von Muawiya und entgegnete ihm: “Der Koranvers mahnte zwar ursprünglich die Leute des Buches. Doch werden auch wir gleichzeitig in diesen Versen ermahnt, kein Reichtum anzuhäufen!“ (Mefatihu l´-gayb, Bd. 16, S. 43). Als die soziale Protestbewegung von Abu Dharr zunehmend die große Bandbreite der Armen in der Bevölkerung mobilisieren konnte, versetzte dies den Statthalter Muawiya in Not und Bedrängnis. So schickte er dem Kalifen Uthman die Nachricht, Abu Dharr unverzüglich aus Damaskus zu verbannen. Da sonst eine ernstzunehmende soziale Revolution bevorstünde. Uthmann kam der bitte nach und verbannte Abu Dharr in die Wüste “Rebeze“, die sich in der Nähe von Medina befand, wo er schließlich bis zu seinem Tod verbrachte (siehe hierzu: Ibn Hisam, Avrupa tab´i, Bd. 2, S. 971).
Sobald die Gläubigen ihre grundlegende Lebensbedingungen wirtschaftlich erfüllen, sind sie ausdrücklich aufgefordert, den Überschuss vom Reichtum an Bedürftige Mitglieder der Gesellschaft zu spenden- so der sozial-Kritiker und Theologe Ihsan Eliacik, der sich auf den Koranvers 2:219 beruft: ” Und sie befragen dich was sie spenden sollen. Sprich: ”Den Überschuss.” (siehe hierzu: Yasayan Kur´an, S. 718).
Der ehemalige Religionsminister der Türkei Prof. Süleyman Ates, kommentiert den Vers „0 die ihr glaubt, viele von den Gelehrten und den Mönchen verschlingen fürwahr den Besitz der Menschen auf nichtige Weise und halten von Allahs Weg ab. Diejenigen, die Gold und Silber horten und es nicht auf Allahs Weg ausgeben, denen verkünde schmerzhafte Strafe, am Tag, da im Feuer der Hölle darüber heiß gemacht wird und damit ihre Stirnen, ihre Seiten und ihre Rücken gebrandmarkt werden: Dies ist, was ihr für euch selbst gehortet habt. Nun kostet, was ihr zu horten pflegtet“ (9:33-35) folgendermaßen in seinem Korankommentar:
„Auch wenn historisch diese Koranverse die geizenden religiösen Würdenträger der Christen bezugnehmend kritisiert, so enthält sie doch ein allgemeines Urteil. Sie spiegelt den Geist des Islam und verdeutlicht zudem den Wert der sozialen Gerechtigkeit. Gold und Silber sind nicht dazu da, um von einigen wenigen Leuten aufgespeichert zu werden, sondern sie sind für die gesellschaftlichen Belange ein zusetzen. Wenn das Geld im Umlauf ist, erst dann können viele Menschen davon gesättigt werden. Befindet es sich nur in den Händen einiger weniger, so wird die große Mehrheit der Menschen von ihren existentiellen Grundbedürfnissen beraubt“ (Yüce Kuranin Cagdas Tefsiri, Bd. 4, S. 72).
Der Koran weist deutlich darauf hin, dass jedes Mitglied von der Produktivität und den Wirtschaftsleistungen ein Anrecht hat, davon zu profitieren. Mahnt an etlichen Stellen die Reichen, ihre Güter mit den Bedürftigen freiwillig zu teilen: „Und Gott hat die einen von euch vor den anderen in der Versorgung bevorzugt. Doch geben diejenigen, die bevorzugt werden, ihre Versorgung nicht an diejenigen zurück, die ihre rechte Hand besitzt, so dass sie darin gleich wären (Koran 16:71).
„Was Gott Seinem Gesandten gegeben hat, das ist für Gott und für den Gesandten und für die Verwandten und die Waisen und die Armen und dem Reisenden, damit es nicht nur bei den Reichen unter euch umläuft. Und was euch der Gesandte gibt, das nehmt an; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch“ (Koran 59:7).
Der Kolumnist und Schriftsteller Ali Ünal folgert daraus eine allgemein verbindliche Wirtschaftsethik: „Das im letzten Teil des Satzes verankerte Prinzip „damit es nicht zu einem Vermögen wird, das unter den Reichen von euch umgeht“ stellt ein Grundprinzip islamischer Ökonomie und sozialer Gerechtigkeit dar. Der Islam ermuntert uns nicht zum Betteln, sondern fordert uns im Gegenteil dazu auf, fleißig zu sein. Tatsache ist aber auch, dass aufgrund der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Talente Macht und Reichtum nie ganz gleichmäßig verteilt sein können. Ausgleichend schreibt der Islam vor, dass niemand extrem reich sein sollte, solange es bedürftige Menschen gibt“ (Der Koran, Ali Ünal, S. 1323).
Für den Soziologen Dr. Ali Seriati, war Abu Dharr zweifelsohne eine Inspiration und Quelle für die Sozialisten in den Islamischen Ländern (Ebuzer, erdemli bir örneklik, Ali Seriati, S. 117-127).
Nicht nur für Seriati, auch westliche Politikwissenschaftler und Soziologen kommen zu diesem gemeinsamen Entschluss: „So etwa der Hinweis auf den Prophetengenossen Abu Dharr al-Ghifari, der vom späteren Umaiyaden-Kalifen Muawiya eine Einschränkung des Luxus der damals neuen herrschenden Klasse gefordert hatte und in späteren Schriften geradezu zu einem frühen Helden eines islamischen oder auch arabischen Sozialismus wurde (Johannes Reissner, Die innerislamische Diskussion zur modernen Wirtschafts- und Sozialordnung, S. 153, Veröffentlicht in bpb).
Abu Dharr al-Ghifari nahm für seine grundlegende kapitalistische Kritik, immer den Koran als Referenz und keine anderen religiöse Quellen, wie Ahmad Amin (gest. 1954) ihm neuzeitlich unter Beeinflussung des Mazdaismus vorwarf (siehe hierzu im Detail: Yasar Nuri Öztürk, Hallac-i Mansur, Bd. 1, S. 319-327).
Auch heute berufen sich viele muslimische Aktivisten auf Abu Dharr´s Mission. Besonders sein unermüdlicher und mutiger Einsatz für die sozial Schwachen der Gesellschaft, der zudem furchtlos war und keine Zugeständnisse an die Machthaber machte.
Für den Islamwissenschaftler Prof. Eberhard Serauky steht es außer Frage, dass Abu Dharr bis zu seinem letzten Atemzug die Anordnungen (Sunna) des Propheten Muhammad befolgte. So schreibt Serauky: „Es ist nicht verwunderlich, dass einige von Muhammads armen Gefährten aus der mekkanischen Zeit die breite Unterstützung der Armen zu einer Kardinalfrage des Islam machten. Einer der Hauptvertreter dieser Orientierung war Abu Dharr. Dieser hatte einen der Aussprüche Muhammads zum Leitfaden seines Lebens gemacht: „Jeglicher Besitz an Gold und Silber, der aufgespeichert wird, sind glühende Kohlen für dessen Eigentümer, sodass er sich entleert (lieber) von ihnen für Gott“ (überliefert bei Ibn Sa´d, K. at-tabaqat, Bd. 4, S. 169). Diese Aussage und die Haltung des Propheten verstand er so, dass ihm die Liebe zu den Armen zur ersten Pflicht gemacht wurde“ (Eberhard Serauky, Geschichte des Islam, S. 116).
„0 die ihr glaubt, viele von den Gelehrten und den Mönchen verschlingen fürwahr den Besitz der Menschen auf nichtige Weise und halten von Allahs Weg ab. Diejenigen, die Gold und Silber horten und es nicht auf Gottes Weg ausgeben, denen verkünde schmerzhafte Strafe, am Tag, da im Feuer der Hölle darüber heiß gemacht wird und damit ihre Stirnen, ihre Seiten und ihre Rücken gebrandmarkt werden: Dies ist, was ihr für euch selbst gehortet habt. Nun kostet, was ihr zu horten pflegtet!“ (Koran 9:34-35).
In einer Zeit wo viele muslimische Länder den Materialismus als neue Religion praktizieren, ist es um so dringlicher, Prophetengefährte wie Abu-Dharr zu thematisieren und seine Lebenseinstellung zu studieren. Leider driften die Ummah mehr und mehr in den Kapitalismus ab 😐
Du machst wichtige Arbeit lieber Ali Munzur, laß dich niemals entmutigen!
Dein Artikel ist sehr interessant. Ich habe zum ersten mal etwas über die Person Abu Dharr gelesen.
Slm sehr schöner Artikel Bravo!
Selam alaikum Abudusamed,
leider gibt es im deutschsprachigen Büchermarkt, keine aufschlussreiche Literatur über so einen bedeutenden Sahabi wie Abu Dharr. Ich würde Dir das Buch von Dr. Ali Seriati „Ebuzer, erdemli bir örneklik“ sehr empfehlen.
Interessant. Eine antikapitalistische Weltanschauung ist 1000 Jahre vor Eintritt des Kapitalismus in die Weltgeschichte nicht möglich.
Genauso unmöglich, wie Abraham und Jesus, falls sie je gelebt haben, Muslime waren.
Selam! Toller Artikel. Endlich wurde Ebu Zerr thematisiert. Ist dir Sehr gut gelungen, ellerine sağlik!
Ps: Die Ansar aus Medina haben verhindert, dass Uthman in Medina beigesetzt wird. Stattdessen wurde er in einem jüdischen Friedhof begraben (Yaşar Nuri Öztürk „Maun Süresi, S. 200-201“). Und das mit Recht. Was man hier über ihn liest ist nicht zufassen! Man sollte sich zweimal überlegen, “hz. Osman” zu sagen.
anti3anti
Das sehe ich anders – Kapitalismus und seine Wucherungen herrschten schon seit anbeginn der Zeit des Menschen – mag sein, dass es das Wort “Kapitalismus“ noch nicht gab das spielt aber keine Rolle denn die Problematik ist die selbe und deswegen darf man auch so ein Vergleich machen zumal dies auch zum besseren Verstaendnis beitraegt
“Genauso unmöglich, wie Abraham und Jesus, falls sie je gelebt haben, Muslime waren.“
mit Muslime ist dessen Bedeutung gemeint: Gottergebene
Selamun alaykum,
Die Thematisierung einer der wichtigsten Zielsetzungen des Islams am Beispiel von Abu Zarr ist eine gute Entscheidung, weil es dazu beiträgt, wie wir die Vorgaben der Offenbarung in unserer Welt aktualisieren können.
Jedoch muss ich gestehen, dass insbesondere von den Vertretern eines „islamischen Sozialismus“ oder „linken Islams“ eine „Überideologisierung“ betrieben wird, was sich darin äußert, dass rituelle und spirituelle Elemente des Islams in den Hintergrund getrieben werden. Sie erwecken in ihren Ausführungen den Anschein, dass diese Elemente ihre Existenz nur solange rechtfertigen, wie sie im Dienst der „sozialen Botschaft“ des Islams stehen.
Um ihre Legitimitätsbasis zu erweitern, werden auch Verse des Korans aus ihrem historischen Zusammenhang gerissen und der „Ideologie“ dienstbar gemacht. Nach dem Bauhausmotto „Was nicht passt, wird passend gemacht“. Ein Beispiel dafür ist der Vers 16/71, der durch AliMunzur in folgender Übersetzung wiedergegeben wird: „Und Gott hat die einen von euch vor den anderen in der Versorgung bevorzugt. Doch geben diejenigen, die bevorzugt werden, ihre Versorgung nicht an diejenigen zurück, die ihre rechte Hand besitzt, so dass sie darin gleich wären“. Der Vers wird von Ihsan Eliacik (der türkische Hauptvertreter der o.g. Richtung) so ausgelegt, dass Allah den Reichen befiehlt ihre Vermögen mit den Sklaven so zu teilen, dass die Sklaven am Ende genau so viel Vermögen haben, wie ihre Herren. Daraus wird abgeleitet, dass der Islam eine Gesellschaft etablieren möchte, wo alle Vermögensunterschiede beseitigt werden und so eine „klassenlose“ Gesellschaft entsteht. Mit dieser Interpretation haben wir dann ein schönes Beispiel für eine moderne Interpretationsschule, den man als „ideologischen tafsir“ bezeichnen kann.
Jedoch lässt sich diese Interpretation aus folgenden Gründen nicht halten:
1. Verstöße gegen die text-immanente Logik:
• Der Vers beginnt damit, dass Allah selbst derjenige ist, der die unterschiedlichen Vermögensverhältnisse unter den Menschen, verursacht. Nun kann aber Allah nicht von den Menschen fordern, dass die „Bevorzugten“ ihr Vermögen an ihre Sklaven so weiterleiten, dass sie hinsichtlich der Vermögensverhältnisse „gleich“ werden. Oder anders gesagt, dies würde heißen, dass Allah von den Menschen verlangt, das von ihm höchstpersönlich verursachte Ungleichgewicht zu korrigieren.
• Im Vers ist die Rede von „rizqihim“ (ihren Unterhalt), was sich auf die „Bevorzugten“ bezieht. Wenn eine Gleichstellung beabsichtigt worden wäre, hätte sich „rizq“ auf die Sklaven beziehen müssen.
2. Nicht-Berücksichtigung des entsprechenden Diskurs-Topos im Koran:
Der Koran setzt sich sehr häufig mit den Argumenten der Gegner der göttlichen Botschaft auseinander. Man kann i.d.Z. von Argumentationslinien sprechen, d.h. gewisse Argumente wiederholen sich an unterschiedlichen Stellen.
Bei diesem Vers sollte deshalb festgestellt werden, wogegen argumentiert bzw. wofür argumentiert wird. Ein Hilfsmittel sind entsprechende Parallelstellen im Koran, die das gleiche Argumentationsmuster aufweisen. Für diesen Vers kommt vor allem 30/28 in Frage (die Parallelität ergibt sich aus der Verwendung von ähnlichen Ausdrücken):
ḍaraba lakum maṯalan min ˈanfusikum hal lakum min mā malakat ˈaymānukum min šurakāˈa fī mā razaqnākum fa-ˈantum fīhi sawāˈun taḫāfūnahum ka-ḫīfatikum ˈanfusakum ka-ḏālika nufaṣṣilu l-ˈāyāti li-qawmin yaʿqilūna
Allah hat euch aus euren eigenen Lebensverhältnissen ein Gleichnis geprägt. Habt ihr (etwa) unter eurem Besitz (an Sklaven) welche, die an dem teilhaben, was wir euch (Freien an Gütern) beschert haben, so daß ihr im Besitzstand gleich wäret, indem ihr sie (auch noch) fürchten müßtet, so wie ihr euch (als Freie) selber (gegenseitig) zu fürchten habt? (Dies ist undenkbar. Ebenso widersinnig ist es, wenn ihr eure Götzen als angebliche Teilhaber dem einen Gott gleichstellt.) So setzen wir die Zeichen auseinander für Leute die Verstand haben.
Aus dem Vers wird ersichtlich, dass dieser Vers und 16/71 Teil des „Ein-Gott-Glaube“ (tawhid)-Diskurses sind. Allah sagt zu den Beigesellern (muschrikun), dass es für sie unmöglich ist ihr Vermögen mit ihren Knechten zu teilen. Wenn das für sie unvorstellbar ist, wie kommen sie dann darauf, Allahs Geschöpfe (gemeint sind die beigesellten falschen Götter) an der Göttlichkeit zu beteiligen und diesen zu dienen. Sie würden dann Gott etwas unterstellen, was sie für sich selbst verabscheuen (ein ähnliches Argumentationsmuster finden wir in den Versen, wo sie ihre Götter als Töchter Allahs anbeten, aber selber keine Töchter haben wollen).
3. Die uns überlieferten ältesten Deutungen weisen alle in die Richtung des oben erläuterten Verständnisses. So sagt Ibn Abbas: Lam yakūnū yušrikūna ʿabīdahum fī ʾamwālihim wa nisāʾihim, fa kayfa yušrikūna ʿabīdiyya fī sulṭānī (Sie beteiligen ihre Sklaven und ihre Frauen nicht an ihrem Vermögen, wie können sie dann meine Knechte an meiner Herrschaft teilnehmen lassen). Ähnliches wird von Qatada und Mujahid überliefert (siehe at-Tabari)
In uridu illa l-islaha
Selam Nuri.
„“Um ihre Legitimitätsbasis zu erweitern, werden auch Verse des Korans aus ihrem historischen Zusammenhang gerissen und der „Ideologie“ dienstbar gemacht. Nach dem Bauhausmotto „Was nicht passt, wird passend gemacht“““.
Das sind nur deine Spekulationen. Verrate mir bitte aus welchem Kontext aus welchem Zusammenhang gerissen werden, wenn es heißt:
„Sure 90: 12-18: “Doch wie kannst du wissen, was das Hindernis ist? Daß man den Knoten des Angeketteten löst, oder an einem Tag, an dem alles Hunger hat, einer Waise aus der Verwandtschaft oder einem Armen, der sich im Staube wälzt zu essen gibt. (…)
Oder
Sure 2: 215: “Sie fragen dich, was sie ausgeben sollen. Sag: Was immer ihr an Gutem ausgebt, soll den Eltern, den nächsten Verwandten, den Waisen, den Armen und dem Sohn des Weges zukommen (…)
???
Und verrate mir bitte, wo Ihsan Eliacik sich als links sozialistisch identifiziert hat? Wenn du vom Kontext sprichst, dann beachte ebenfalls den Zusammenhang & Kontext von Ihsan Eliacik. In keinen seiner Büchern sagt er, dass er eine linkssozialistische Weltanschaung vertritt. Sondern diese Begriffe meidet und es bevorzugt sich als MUSLIM zu bezeichnen. Du solltest ebenfalls dinge dir nicht zurecht biegen wenn wir schon dabei sind „was nicht passt, wird passend gemacht“.
Wslm
Selamun alaykum Nuri,
„Jedoch muss ich gestehen, dass insbesondere von den Vertretern eines “islamischen Sozialismus” oder “linken Islams” eine “Überideologisierung” betrieben wird,“
Das ist falsch – die Forderungen der deiner sogennnten „Vertretern eines “islamischen Sozialismus” oder “linken Islams” können garnicht ernst genug genommen werden – wir leben in einem System das über Religionen hinaus eine Ausbeutungsmaschinerie vorantreibt wo Christen Juden und Muslime Hand in Hand ausbeuten so das sehr viel Armut Hunger und Tod verursacht wird in der Welt; diese Probleme – wie du es tust – klein zu reden ist typisch für konservative: Sie sind mit ihrer Umwelt zufrieden und denken sich, dass der jüngste Tag wohl nur zum Spaß kommt und wohl keinen Grund hat…im Koran steht zigfach das die meisten Menschen nicht glauben und das spiegelt auch die momentane Lage der Welt wider: Die mächtigen Ölscheichs, Industrieländer und die zu Industrieländern aufsteigenden Schwellenländer kümmern sich einen Dreck um um die benachteiligten und ausgebeuteten aber der jüngste Tag wird kommen und dann wird abgerechnet 😉
“ was sich darin äußert, dass rituelle und spirituelle Elemente des Islams in den Hintergrund getrieben werden. “
Das teile ich nicht. Es ist besser ein gläubiger Mensch zu sein, den Armen mit seinen jeweiligen Mitteln unter die Arme zu greifen ohne zu beten anstatt 5 mal am Tag zu beten ohne irgendwelche Unterstützung für die Armen – DAS auszugeben was man kann und nicht die 1/40 Armensteuerlüger die dem Koran widerspricht
„1. Verstöße gegen die text-immanente Logik:
• Der Vers beginnt damit, dass Allah selbst derjenige ist, der die unterschiedlichen Vermögensverhältnisse unter den Menschen, verursacht. Nun kann aber Allah nicht von den Menschen fordern, dass die „Bevorzugten“ ihr Vermögen an ihre Sklaven so weiterleiten, dass sie hinsichtlich der Vermögensverhältnisse „gleich“ werden. Oder anders gesagt, dies würde heißen, dass Allah von den Menschen verlangt, das von ihm höchstpersönlich verursachte Ungleichgewicht zu korrigieren.“
absoluter Quatsch Gott prüft die Menschen mit ihrem Vermögen das steht zig fach im Koran und 16:71 wird richtig übersetzt von Ali Munzur (Bobzin, Hofmann, Asad, Öztürk, Rassoul, Bubenheim) und insbesondere Asad – einer wohl der besten Kenner der arabischen Sprache inkl. der Beduinendialekte schreibet dazu:
„so sagte der Prophet (S): „Sie sind eure Brüder, diese Abhängigen von euch, die Gott eurer Öbhut unterstellt hat. Wer immer daher seinen Bruder in seiner Obhut hat, soll ihm zu essen geben, was er selbst ißt, und soll ihn mit dem kleiden, mit dem er sich selber kleidet. Und bürde ihnen nicht etwas auf, was über ihre Kraft hinausgehen könnte; aber wenn ihr ihnen etwas aufbürden (müßt), dann helft ihnen selbst (Diese authentische Überlieferung, von Bukhari in mehreren Varianten in seinem Sahih niedergeschrieben, findet sich auch in den Sammlungen von Muslim, Tirmidhi und Ibn Hanbal. ]
Asad kommentiert den Vers auch so wie er wie Ali Munzur und ich ihn wahrnehmen
„• Im Vers ist die Rede von „rizqihim“ (ihren Unterhalt), was sich auf die „Bevorzugten“ bezieht. Wenn eine Gleichstellung beabsichtigt worden wäre, hätte sich „rizq“ auf die Sklaven beziehen müssen.“
Das ist absoluter Quatsch Paret und Azhar kann ich noch hinzufügen die den Vers so auslegen wie ich und Ali Munzur ihn verstehen – versuchs erst garnicht in diesem Vers herrscht Konsens…
„Allah hat euch aus euren eigenen Lebensverhältnissen ein Gleichnis geprägt. Habt ihr (etwa) unter eurem Besitz (an Sklaven) welche, die an dem teilhaben, was wir euch (Freien an Gütern) beschert haben, so daß ihr im Besitzstand gleich wäret, indem ihr sie (auch noch) fürchten müßtet, so wie ihr euch (als Freie) selber (gegenseitig) zu fürchten habt? “
Du machst hier ein Kapitalfehler in 16:71 geht es nur um das Vermögen nicht aber über die ganze Gewalt des Begünstigten wovon in 30/28 aber die Rede ist genau hinschauen:
„indem ihr sie (auch noch) fürchten müßtet, so wie ihr euch (als Freie) selber (gegenseitig) zu fürchten habt? „“
Es geht hier nicht nur um das Vermögen sondern auch noch um die Autorität sonst hätte der Vers 16:71 keinen Sinn wie ich und Ali Munzur und die vielen Koranüberstetzungen ihn verstehen
auch Süleyman Ates schreibt in seinem Koranband zu 30:28 „in dem Recht die Führung zu übernehmen “
und nicht einfach nur gleicher Besitzstand (Öztürk gleiche Übersetzungsweise „sizinle ayni habklara sayip“ [Die gleiuchen Rechte habend])
darüber hinaus kann man 30:28 auch so interpretieren:
Er legt euch ein aus eurem eigenen Leben entnommenes Gleichnis vor: Würdet ihr (zustimmen,) einige von jenen, die eure rechte Hand besitzt, als (VOLLWERTIGE[!]) Teilhaber an dem (zu) haben, was immer Wir euch els Versorgung bereitet haben mögen, so daß ihr (und sie) gleiche Anteile daran hättet und ihr FÜRCHTEN WÜRDET (GEBRAUCH DAVON ZU MACHEN, OHNE) SIE (ZU RATE ZU ZIEHEN), GERADE SO WIE IHR (DIE STÄRKEREN VON ) EURESGLEICHEN FÜRCHTEN MÖGET?
Muhammad Asad
Selam Bruder Nuri,
Du schriebst: „Ein Beispiel dafür ist der Vers 16/71, der durch AliMunzur in folgender Übersetzung wiedergegeben wird: „Und Gott hat die einen von euch vor den anderen in der Versorgung bevorzugt. Doch geben diejenigen, die bevorzugt werden, ihre Versorgung nicht an diejenigen zurück, die ihre rechte Hand besitzt, so dass sie darin gleich wären”. Der Vers wird von Ihsan Eliacik (der türkische Hauptvertreter der o.g. Richtung) so ausgelegt, dass Allah den Reichen befiehlt ihre Vermögen mit den Sklaven so zu teilen, dass die Sklaven am Ende genau so viel Vermögen haben, wie ihre Herren. Daraus wird abgeleitet, dass der Islam eine Gesellschaft etablieren möchte, wo alle Vermögensunterschiede beseitigt werden und so eine “klassenlose” Gesellschaft entsteht“.
Dem Koran geht es in erster Linie darum, die Armutsklasse unter allen Umständen zu beseitigen. Nirgends im Koran oder in den Aussprüchen des Prophten, wird eine Intention nahegelegt eine Armutsklasse zu etablieren. Zeitgenössische Korankommentatoren wie Izzet Derveze kommentieren den Vers 16:71 folgendermaßen: „Und Gott hat die einen von euch vor den anderen in der Versorgung bevorzugt. Doch geben diejenigen, die bevorzugt werden, ihre Versorgung nicht an diejenigen zurück, die ihre rechte Hand besitzt, so dass sie darin gleich wären”. „In diesem Vers wird ein Zustand der damaligen Gesellschaft erwähnt, wo die Reischen keine Rücksicht auf die Armen nahmen. Die Armutsklasse wird nicht als Gottgegeben verstanden, sondern- die Wohlhabenden müssen alles daran setzten, um die Armut ein für allemal zu beseitigen“ so Derveze (et-tefsiru´l-hadis, Bd. 4, S. 36-37).
Es geht in diesem Vers nicht nur darum, den Polytheisten einen monotheistischen Glauben darzulegen, sondern auch darum- mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, die Armutsklasse aus der Welt zu schaffen.
Weiter schriebst Du oben: „Die uns überlieferten ältesten Deutungen weisen alle in die Richtung des oben erläuterten Verständnisses. So sagt Ibn Abbas: Lam yakūnū yušrikūna ʿabīdahum fī ʾamwālihim wa nisāʾihim, fa kayfa yušrikūna ʿabīdiyya fī sulṭānī (Sie beteiligen ihre Sklaven und ihre Frauen nicht an ihrem Vermögen, wie können sie dann meine Knechte an meiner Herrschaft teilnehmen lassen). Ähnliches wird von Qatada und Mujahid überliefert (siehe at-Tabari)“
Das wird tatsächlich von ibn Kesir und Maududi in ihren tafsir-Werken so auch überliefert, daran ist kein Zweifel. Dass heißt aber noch lange nicht, dass sie in ihren Auffassungen unfehlbar sind. Könnte das, was Du Ihsan Eliacik vorwirfst, nicht auch auf Maududi und ibn Kesir vorgeworfen werden? Denn Dein Satz lautet: „Um ihre Legitimitätsbasis zu erweitern, werden auch Verse des Korans aus ihrem historischen Zusammenhang gerissen und der “Ideologie” dienstbar gemacht. Nach dem Bauhausmotto “Was nicht passt, wird passend gemacht”.