Duldet der Islam keine Kritik?

In sämtlichen Propheten Biographien wird berichtet, dass der Gesandte Gottes zu seiner Lebzeit viele Dichter und Kritiker morden ließ.

Ein jüdischer Dichter namens Kab Ibn Aschraf beklagte in einem Gedicht den Tod edler Quraischiten, die im Kampf gegen die Muslime umkamen und drohte den Schuldigen Rache an. Als der Prophet das hörte, rief er aus: „wer schafft mir Ibn al-Aschraf vom Hals?“ Wenig später war der Dichter in eine Falle gelockt und getötet.  (siehe hierzu:Guillaume, Das Leben des Propheten, S. 364-69)

Zwei weitere Fälle haben sich damals ereignet: Ein Greis namens Abu Afak hatte in Versen den Medinensern vorgeworfen, einem hergelaufenen Fremden (dem Propheten), der ihnen ständig Vorschriften mache, zu gehorchen. Der Prophet sprach: „Wer zahlt mir diesem Schurken heim? Worauf Salim ibn Umair, ein Bruder der Banu Amr ibn Auf, hinging und ihn tötete.“

Darüber empörte sich eine Frau namens Asma bint Marwan öffentlich über den Propheten. Als Muhammad (s) diese Worte vernahm, rief er: „Wer schafft mir die Tochter Marwans vom Hals? Umair ibn Adi al-Chatmi, der bei ihm war, hörte die Worte und noch in derselben Nacht ging er in ihr Haus und tötete sie.“ (Ibn Rasiq: Umda, Bd. 1, S.22)

Wie sind solche Überlieferungen im Angesicht des Korans zu beurteilen? Werden Kritiker des Islam laut der Heiligen Schrift, mit der Todesstrafe bedroht?

„Wohl sind vor dir Gesandte als lügenhaft gescholten worden; doch trotzdem sie verleugnet und verfolgt wurden, blieben sie geduldig, bis Unsere Hilfe ihnen kam. Es gibt keinen, der die Worte Allahs zu ändern vermöchte. Wahrlich, schon kam Kunde zu dir von den Gesandten.“ (Koran 6:34)

„Wer dem Gesandten gehorcht, der gehorcht in der Tat Allah; und wer sich abkehrt – wohlan, Wir haben dich nicht gesandt zum Hüter über sie.“ (Koran 4:80)

Der Prophet ist nur ein Warner und kein Wächter oder Hüter über diejenigen, denen er die Botschaft bringt, sein Auftrag ist nur, die Botschaft nach bestem Wissen und Gewissen zu verkündigen.

„Und hätte dein Herr Seinen Willen erzwungen, wahrlich, alle, die auf der Erde sind, würden geglaubt haben insgesamt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, dass sie Gläubige werden?“ (Koran 10:99)

Nirgendwo ist zu lesen, dass Gott seinen Propheten oder die, die im Islam die Befehlsgewalt haben, beauftragt, gegen diejenigen mit Gesetzesgewalt vorzugehen, die Gott beleidigen. Im Gegenteil, es ist den Muslimen nicht erlaubt, die Götter und Götzen der Andersdenkenden zu beleidigen. Hier der Koranvers 6:108:

„Und schmähet nicht die, welche sie statt Allah anrufen, sonst würden sie aus Groll Allah schmähen ohne Wissen. Also ließen Wir jedem Volke sein Tun als wohlgefällig erscheinen. Dann aber ist zu ihrem Herrn ihre Heimkehr; und Er wird ihnen verkünden, was sie getan.“

Deshalb kann man gelassen davon ausgehen, dass die überlieferten Berichte in Bezug auf die Kritik der Religion, frei erfunden wurden.

Siehe hierzu auch den folgenden Link: https://antikezukunft.de/2011/06/05/wie-viele-authentische-hadithe-gibt-es/

 

ÜBER DEN AUTOR

Ecevit Polat

8 Kommentare

  • Salamaleykum,
    wie nicht anders von dir zu erwarten ein sehr schöner Beitrag. Es bereitet mir eine große Freude deine Beiträge zu lesen.Danke und weiter so!

  • Es wäre auch kaum glaubhaft, daß Allah und sein Gesandter mit Gewalt gegen Andersgläubige vorgegangen wären.
    Die zitierten Koranstellen machen das besonders deutlich, aber es gibt auch noch zahlreiche andere, die den Geist der Freiheit und des Individualismus im Islam belegen. Beispiele hierfür sind: „Es gibt keinen Zwang im Glauben“ oder Stellen, an denen es heißt, jede Seele ist nur für ihre eigenen Taten verantwortlich – keine Seele darf also den Richter über andere Menschen spielen.

    Und noch etwas:

    1. Was sollte das, bitte, für eine Religion sein, die ihre Gläubigen einmauern oder erschießen muß, damit sie „gläubig“ bleiben? Entweder man vertraut auf die eigene Überzeugungskraft – und das tut Allah im Koran ganz offensichtlich, das wird an vielen Stellen deutlich! Oder, wenn man dieses Vertrauen nicht hat, nun, dann sollte man sich fragen, woran das liegt. Hat die Religion „nichts zu bieten“, ist sie gar schädlich, so daß man glaubt, die Leute schon mit Gewalt zum Glauben zwingen zu müssen? Dann sollte man die Finger davon lassen. Aber das trifft auf den Islam ja gar nicht zu – also, warum sollten Allah und sein Prophet so was tun?

    2. Erzwungener Glaube wäre ohnehin nichts wert. Also wäre das ganze auch ziemlich sinnfrei.

    3. Und mal davon abgesehen: Woher sollte Muhammad (s) sich angemaßt haben, so was zu tun? Es entsprach weder seinem sanften und sehr bescheidenen Charakter, noch gehörte es sich für ihn: Muhammad (s) war ein Mensch! Und kein Mensch ist über Kritik so erhaben, daß er sie sich mit Gewalt vom Leibe halten dürfte – auch ein Prophet nicht. In Sure 80 z. B. wird Muhammad (s) getadelt, weil er einen Blinden abgewiesen hat. Und in einer Überlieferung heißt es, er habe einen Ameisenhaufen aus Wut zerstört, weil eine einzige Ameise ihn gebissen hatte. Daraufhin schimpfte Allah mit ihm. Auch ein Prophet ist also nur ein fehlerhafter Mensch, der sich Kritik anhören muß. Und der Prophet (s) war auch durchaus offen für Kritik. Sonst hätte er Gesetzesvorschläge wohl kaum mit allen MuslimInnen zusammen in der Moschee diskutiert und Änderungsvorschläge ohne Wenn und Laber mit aufgenommen.

  • Lydia

    „Und in einer Überlieferung heißt es, er habe einen Ameisenhaufen aus Wut zerstört, weil eine einzige Ameise ihn gebissen hatte. Daraufhin schimpfte Allah mit ihm. Auch ein Prophet ist also nur ein fehlerhafter Mensch, der sich Kritik anhören muß.“

    Ich teile Deinen Kommentar fast gänzlich außer dem Hadith, daß der Prophet (S) (wie oben zitiert) einen ganzen Ameisenhaufen zerstört hätte..
    Das würde zu Ihm (S) nicht passen…

    die frühesten Hadithe (schriftliche) entstanden erst ca 200 Jahre nach dem Tod des Propheten (S) soweit ich weiß – aber nur „Gott“ weiß am besten welche Hadithe stimmen und welche nicht…

  • Ich korrigiere mich die frühesten Hadithe, die es gibt sind bis auf 200 Jahre nach dem Tod des Propheten datiert und nicht 200 Jahre nach dem Propheten enststanden es gab sie schon früher waren wohl meist mündliche Übertragungen…

  • Selam lieber Eddy. Ich teile deine Sicht bzgl. des hadithes mit dem Ameisenhaufen. Auch wenn wir es uns hiermit zu leicht machen würden, hadithe zu verwerfen die dem Geist des Propheten wiederpsricht, ist es dennoch der Warheit am nähersten Überlieferungen als solches zu verwerfen. Jedoch muss erwähnt werden, dass die Angelegenheit der mündlichen Überlieferung wiedersprüchlich sind. Es gibt genau so viele Hadithe die besagen, dass es zu Zeiten des Propheten extra beauftragte hadith-schreiber existierten. Gibt auch Quellen die darauf hinweisen, dass Abu Bakr r.a. 500 Hadithe bei sich zuhause hatte. Hier nur einige kleine Beispiele:

    Abdullah b. Amr. As (gest. 684 n.Chr.) sagte; “Ich habe alles was der Gesandte Gottes sagte aufgeschrieben und auswendig gelernt. Aus dem Grund haben mich die Kureysch verstoßen. Daraufhin habe ich aufgehört diese sachen niederzuschreiben und ich erzählte diese Situation dem Gesandten Gottes. Er Sagte: “Schreib es Nieder! Bei dem, Der meine Seele in der Hand hat, was aus meinem Munde kommt, ist niemals eine Lüge”. (Ibn Hanbal; Musnad, 2/162)

    Einerseits gibt es auch Überlieferungen, die eine Niederschrift der Hadite vom Propheten nicht geduldet wurden:

    Von Abu Sa’d Ata b. Yesar wurde dies berichtet; “Wir baten den Gesandten Gottes um die Erlaubnis, seine Ausprüche aufzuschreiben aber er hat es uns verboten:” (Tirmidhi, ilm 11; Muslim, zuhd, 72)

    Wir können nicht genau sagen, ob Hadithe direkt aufgeschrieben oder verboten wurden. Wir können auch nicht sagen, ob sie nur mündlich, und erst 200 Jahren schriftlich festgelegt wurden. Wir haben hierzu viele wiedersprüchliche Überlieferungen die einerseits ihre Authentizität besitzen. Wir können uns nicht daran lehnen. Sobald wir mit einem „Authentischen Hadith“ kommen, können wir mit einem anderen Hadith dass ebenfalls authentisch ist das gegenteil beweisen.

    wslm 😉

  • Slm Baycan Yanar!

    Also ich wollte nur sagen das es nur noch Hadithe gibt, die man bis frühestens auf 200 Jahre nach dem Tod des Propheten (S) zurückverfolgen kann – es kann gut sein das es Hadithe gibt die früher als 200 Jahre nach dem Tod des Propheten schriftl. fixiert wurden aber nicht mehr erhalten sind nach meiner Kenntniss. Aber wie dem auch sei – zu der damaligen Zeit war die mündl. Weitergabe von Hadithen viel weiter verbreitet. Ich stimme dem zu, daß es widersprüchliche Angaben zu der Erlaubnis von Aufschreiben der Hadithe gibt.
    Ich selber tendiere immer dazu den Koran als erste und gewichtigere Quelle zu nehmen. Wenn man dies tut erkennt man auch, dass eine nicht unerhebliche Zahl an Hadithen nicht stimmen können und man bekommt einen schärferen Blick auf die authenzität der Hadithe (aber natürlich nur bis zu einem bestimmten Punkt).

    wslm 🙂

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